Der (Pro)Renin-Rezeptor (PRR) kommt in nahezu allen Geweben und Zellen vor. Besonders stark ist er in den T-Zellen des Immunsystems ausgeprägt. Der Rezeptor ist so wichtig für die Entwicklung des Organismus, dass es zu gefährlich wäre, ihn zu blockieren.
Der Rezeptor wurde 2002 von Dr. Genevieve Nguyen von INSERM in Paris entdeckt. Ihre Entdeckung beflügelte zunächst die Herz-Kreislauf-Forschung, da der Rezeptor sowohl das Enzym Renin als auch dessen Vorläufer Prorenin bindet. Renin ist in das Renin-Angiotensin-System eingebunden, das den Wasser- und Salzhaushalt und den Blutdruck reguliert. Störungen in diesem System können zu Bluthochdruck führen. Inzwischen stellte sich aber heraus, dass der Rezeptor PRR in keinerlei Zusammenhang mit Bluthochdruck steht. Weitere Forschungen haben aber inzwischen ergeben, dass der Rezeptor in nahezu allen Geweben und Zellen vorkommt. Um seine Funktion zu ermitteln, schalteten Forscher den Rezeptor in unterschiedlichen Geweben bei der Tauffliege Drosophila, bei Zebrafischen und Säugern wie Mäusen aus. Die Folge waren schwere Schädigungen zum Beispiel an den Nieren und am Herzen. Im frühen Entwicklungsstadium führte das Ausschalten des Rezeptors zum Absterben der Embryos. „Das bedeutet, der Rezeptor PRR hat eine fundamentale biologische Funktion im Organismus“, erläutert Forschungsgruppenleiter Prof. Müller vom ECRC.
Besonders stark ist der Rezeptor in den T-Zellen des Immunsystems ausgeprägt. Die Forscher untersuchten, was geschieht, wenn der Rezeptor in T-Zellen von Mäusen ausgeschaltet wird, die sich zur Schulung im Thymusgewebe befinden. Das Ergebnis: die Entwicklung der T-Zellen war massiv gestört. „In der Herz-Kreislauf-Forschung kam die Überlegung auf, einen Inhibitor zu entwickeln, um das Renin-Angiotensin-System auf eine alternative Weise zu inhibieren. Aber alle Untersuchungen, auch unsere, zeigen, dass dieser Rezeptor so wichtig für die Entwicklung des Organismus ist, dass es einfach zu gefährlich wäre, ihn zu blockieren“, betont Prof. Müller. Originalpublikation: New role for the (pro)renin receptor in T-cell development Dominik N. Müller et al.; Blood, doi: 10.1182/blood-2015-03-635292; 2015