Anfang der Woche bekam die deutsche Corona-Warn-App (CWA) ein Update, um deren Interoperabilität in Europa zu verbessern. Eine Symptom-"Tagebuchfunktion" wurde kürzlich hinzugeschaltet. Die CWA hat inzwischen über 20 Millionen Downloads, aber ihre Nutzungsquote erscheint, ehrlich gesagt, bei genauerem Hinsehen erbärmlich.
Bisher sind insgesamt gerade gut zwei Millionen Testergebnisse digital an die CWA übermittelt worden. Das ist eine Nutzungsquote von weit unter 10 Prozent.
Derzeit besteht einer Quote von über einer Millionen SARS-CoV-2-/COVID-19-Tests pro Woche(!). Damit werden hierzulande weit über 90 Prozent der Daten nicht auf die Warn-App übertragen.
Erschwerend kommt hinzu, dass angeblich nur 60 Prozent der positiv getesteten App-Nutzer der App ihre SARS-CoV-2-Infektionen bzw. mögliche COVID-19-Erkrankungen mitteilen.
Ich fasse zusammen:1. Einwohner in Deutschland knapp 83 Millionen2. CORONA-Warn-App (CWA) gut 20 Millionen Downloads3. Bisher gut 2 Millionen Testergebnisse, ob positiv oder negativ, insgesamt auf die CWA übertragen4. Zugleich derzeit über 1 Millionen CORONA-Tests pro Woche in Deutschland5. Nutzungsquote der CWA weit unter 10%6. Nur 60% teilen positives SARS-CoV-2-/COVID-19-Testergebnis mit7. CWA funktioniert damit nur in weit unter 6% der Gesamt-Testungen8. In weit über 90 Prozent ist die CWA nicht funktionsfähig.
Die CWA ist bisher als Baustein bei der Verfolgung und Unterbrechung von SARS-CoV-2-Infektionen und COVID-19-Erkrankungen zur Kontaktketten-Ermittlung höchst unwirksam.
Die Bundesregierung hat sich mit ihrer offensichtlichen Dyskalulie bei der CORONA-Warn-App bis auf die Knochen blamiert.
Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ)
Jetzt zeigt sich: Die App bringt wenig. Das ist kaum überraschend. Die Politik sollte schnell nachbessern. Und die Bürger ihre Ängste überwinden. Zwei Dinge sind in dieser Woche klargeworden: Die Zahl der Corona-Infektionen ist explodiert. Und die App ist, um es mit den Worten von Ministerpräsident Markus Söder zu sagen, ein zahnloser Tiger. Nur sechzig Prozent der Nutzer tragen in das Programm ein, wenn sie positiv auf das Virus getestet wurden. Die anderen lassen sich warnen, aber warnen selbst keinen. So dringen kaum Informationen an irgendjemanden durch.
Beide Erkenntnisse hängen zusammen. Erst seit sich das Virus in Deutschland wieder ausbreitet, kann die App zeigen, was sie bringt, oder eben: nicht bringt. Dass es so kommen würde, sollte allerdings niemanden überraschen. Seit Monaten war absehbar, wie weichgespült die Anwendung sein würde. Zwar haben die deutschen IT-Giganten Telekom und SAP sie mit großem Aufwand programmiert...
https://m.faz.net/aktuell/politik/inland/wir-brauchen-mehr-als-eine-weichgespuelte-corona-app-17016537.html