Durch ein Ungleichgewicht in der intestinalen Mikrobiota wird eine überschießende Antwort von Typ-2-Zellen ausgelöst, die zwar für gewöhnlich große Parasiten abwehren, aber auch zu Allergien führen können. Doch wie genau funktioniert das Gleichgewicht des Immunsystems?
In einer Studie zeigt das Team um Dr. Caspar Ohnmacht vom Zentrum Allergie und Umwelt (ZAUM) der Technischen Universität München und des Helmholtz Zentrums München, dass symbiotische Darmbakterien das Immunsystem beeinflussen und dadurch allergische Reaktionen blockieren. Um den Organismus zu verteidigen, können verschiedene Immunantworten hervorgerufen werden. Die Anwesenheit von Bakterien oder Pilzen verursacht eine Antwort von sogenannten Typ-3-Zellen des Immunsystems. Diese Immunzellen koordinieren dann die Phagozytose und das Abtöten der Mikroben.
Ist ein Erreger aber zu groß, um von den Typ-3-Zellen bekämpft zu werden – wie zum Beispiel parasitische Würmer und bestimmte allergieauslösende Stoffe – ist eine andere Gruppe von Zellen für die Beseitigung verantwortlich: die Typ-2-Zellen. Diese speziellen Immunzellen sind aber auch für allergische Reaktionen verantwortlich. In der Studie zeigten die Wissenschaftler, dass Typ-3-Zellen, die bei einem mikrobiellen Kontakt aktiviert werden, direkt auf Typ-2-Zellen einwirken und ihre Aktivität blockieren. Somit sind die Typ-2-Zellen nicht mehr in der Lage, allergische Immunantworten auszulösen. Durch ihren Einfluss auf die Typ-3-Zellen blockiert die Mikrobiota also indirekt die Typ-2-Immunantwort, so die Forscher.
Die Ergebnisse erklären, wie ein Ungleichgewicht in der Mikrobiota eine überschießende Typ-2-Immunantwort auslöst, die normalerweise für die Abwehr großer Parasiten eingesetzt wird – aber eben auch zu allergischen Antworten führen kann. „Die Studie stellt einen wichtigen Meilenstein dar, um das Gleichgewicht unserer unterschiedlichen Abwehrmechanismen besser zu verstehen“ ordnet Ohnmacht die Ergebnisse ein. „Ein bisher noch unerforschter therapeutischer Ansatz für die Behandlung von Allergien und anderen Typ-2-assoziierten Erkrankungen könnte darin bestehen, ein mikrobielles Antigen nachzuahmen, um dadurch Typ-3-Zellen zu aktivieren und so auch die allergieauslösenden Typ-2-Zellen zu blockieren.“ Originalpublikation: The microbiota regulates type 2 immunity through RORγt+ T cells Caspar Ohmacht et al.; Science, doi: 10.1126/science.aac4263; 2015