Der Einsatz von Corona-Impfstoffen rückt vielerorts näher. Was den Umgang mit Allergikern angeht, sind Experten sich uneinig.
Ein unabhängiges Beratungskommittee der Centers for Disease Control and Prevention (CDC) stimmte am Samstag für den Einsatz des COVID-19-Vakzins der Hersteller Pfizer und Biontech in den USA.
Aus den kürzlich veröffentlichten „Clinical Considerations“ geht allerdings hervor: Es gibt unterschiedliche Meinungen zur Gabe des Impfstoffs, wenn es um Menschen geht, deren Krankengeschichte schwere allergische Reaktionen auf injizierbare Medikamente enthält.
In der Phase-III-Studie waren allergische Reaktionen unmittelbar nach der Impfung in beiden Gruppen, aber etwas häufiger in der Verumgruppe beobachtet worden (137 [0,63%] vs. 111 [0,51%] in der Kontrollgruppe). Das Thema Allergiker war deshalb auch im Vereinigten Königreich Thema, wo die Corona-Impfung bereits gestartet ist – und es prompt zu allergischen Reaktionen kam: Zwei Mitarbeiter des National Health Service mit einer entsprechenden Vorgeschichte zeigten eine allergische Reaktion, nachdem sie die Impfung erhalten hatten.
Sie hatten kürzlich eine Anaphylaxie wegen Lebensmittelallergien erlebt, doch es ist unklar, ob womöglich ein Inhaltsstoff im Vakzin die Reaktionen verursacht haben könnte. Die Untersuchen laufen hier noch, wie unter anderem Statnews berichtet. Die gute Nachricht: Die beiden Betroffenen erholten sich problemlos und schnell. Dennoch hat der britische NHS jetzt Menschen mit einer signifikanten Allergiegeschichte aufgerufen, sich vorerst nicht impfen zu lassen (wir berichteten).
Auch ein Mitglied der CDC-Experten riet auf der Presentation des Kommittees von einer Impfung mit dem Corona-Impfstoff bei dieser Personengruppe – also bei Menschen mit signifikanter Allergiegeschichte – ab. Die Food and Drug Administration (FDA) bewertet die Lage dagegen etwas anders: Sie rät nur jenen Menschen von einer Impfung ab, die in der Vergangenheit schwere allergische Reaktionen auf Inhaltstoffe hatten, die im Vakzin von Pfizer und Biontech enthalten sind.
Peter Marks, FDA-Direktor am Center for Biologics Evaluation and Research, betonte, man werde die Prävalenz von schweren allergischen Reaktionen in Verbindung mit dem Corona-Impfstoff aufmerksam beobachten. Gegebenenfalls könne es zu einer Überarbeitung kommen. „Etwa 1,6 % der Bevölkerung hatte schon einmal eine schwere allergische Reaktion in irgendeiner Form, zum Beispiel gegen ein Lebensmittel oder in Verbindung mit einem Umweltaspekt. Wir würden gerne vermeiden, so viele Menschen von einer Impfung gegen SARS-CoV-2 auszuschließen, deshalb haben wir uns die Datensätze sehr genau angesehen und fühlen uns sicher, Menschen nur dann von der Impfung abzuraten, wenn sie schwer allergische Reaktionen auf das Vakzin oder einen Komponente des Impfstoffs haben“, erklärte Marks die aktuellen Empfehlungen.
Aus Deutschland gibt es zu dieser Thematik bisher keine offizielle Stellungnahme. Detaillierte Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) zur Corona-Impfung von Pfizer/Biontech liegen noch nicht vor. Da die europäischen Behörden beschlossen haben, sich mit der Zulassung länger Zeit zu lassen als ihre britischen und US-amerikanischen Kollegen, besteht auch noch kein akuter Stellungnahmebedarf. Vorbeikommen wird die STIKO an dem Allergie-Thema nicht.
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