Totalendoprothesen fanden schon vor vielen Jahren den Einzug in die moderne Kleintiermedizin. Großtiere schienen bisher nicht geeignet für diese Art von Therapie. Ein Team aus Chirurgen verhalf nun erstmals erfolgreich einem Pony zur künstlichen Hüfte.
Inkongruente Hüftgelenke sowie eine erhöhte Laxizität des Hüftgelenks betreffen in der Tiermedizin vorwiegend Hunde. Aufgrund der erblichen Komponente finden deshalb vor Zuchtbucheintragungen bereits umfangreiche röntgenologische Messungen sowie orthopädische Untersuchungen statt, damit dieses Problem nicht gehäuft an die Nachkommen weitergegeben wird. Pferde hingegen leiden selten an inkongruenten Hüftgelenken – bislang sind nur wenige Fallberichte publiziert worden.
In einem Falbericht zeigen Tierärzte nun, dass unter bestimmten Umständen auch Pferden mit einer solchen Hüft-Problematik geholfen werden kann. Duncan, ein 85 Kilogramm schweres Miniaturpferd wurde im Juli 2020 aufgrund hochgradiger Hinterhandlahmheit in einer Pferdeklinik in Liverpool vorstellig. Eine durchgeführte Computertomographie gab letztendlich Aufschluss über die Lahmheit: Sein linkes Hüftgelenk war luxiert, dabei sind irreversible Schäden am Gelenk entstanden. Die Diagnose war für die Besitzer des Tieres dementsprechend ernüchternd. Die Behandlungsmöglichkeiten solcher Verletzungen bei Pferden sind bisher sehr begrenzt.
Aufgrund der Anatomie, des hohen Gewichts der Tiere und des seltenen Auftretens konnten solche Hüftverletzungen bei Pferden bislang noch nicht erfolgreich therapiert werden. Diese Tiere müssen aufgrund der schwerwiegenden Verletzungen häufig euthanasiert werden.
Ein Expertenteam rund um Chirurg David Stack nahm die Herausforderung jedoch an und entwickelte einen Therapieplan, um dem kleinen Duncan zu helfen. Die Tierärzte waren geschlossen der Meinung, dass dem Miniaturpferd nur mit einer Totalendoprothese geholfen werden kann.
Das Expertenteam setzte sich aus Pferde- sowie Kleintierchirurgen, Internisten und Anästhesisten zusammen. Mit vereinten Kräften und aufwendiger Planung konnte Duncan während einem operativen Eingriff die Hüftprothese eingesetzt werden. Aufgrund der Körpergröße verwendeten die Chirurgen eine für große Hunde entworfene Totalendoprothese.
Die anschließende dreiwöchige postoperative Phase verbrachte Duncan in der Pferdeklinik. Er wurde rund um die Uhr überwacht, damit mögliche Komplikationen frühzeitig erkannt werden können. Nachdem die kritischen Tage überstanden waren, begann Duncan umgehend mit der Physiotherapie.
Alle bisher durchgeführten Endoprothesen führten bei Pferden nicht zum gewünschten Ergebnis. Durch den Erfolg bei Duncans Hüftprothese konnte erstmals gezeigt werden, dass die Prothetik auch in der Pferdemedizin erfolgreich angewendet werden kann.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der University of Liverpool.
Bildquelle: Nicolas J Leclercq, Unsplash