Russland hat einen Impfstoff für Tiere entwickelt, der dort bald die Zulassung erhalten könnte. Brauchen wir Tier-Impfungen, um die Pandemie einzudämmen?
Im Frühjahr letzten Jahres erschienen erste Berichte darüber, dass SARS-CoV-2 auch einige Tierarten infizieren kann. Sofort begann Russland damit, einen Impfstoff für Haus- und Nutztiere zu entwickeln. Ende Januar soll nun die erste klinische Studie abgeschlossen sein. Die Zulassung für Russland könnte kurz darauf erfolgen.
Viel weiß man noch nicht über das Vakzin. Es soll unter anderem für Katzen, Hasen und Nerze entwickelt worden sein. Letztere haben sich inzwischen als mögliches Problem für die Eindämmung der Pandemie herausgestellt. Auf Nerzfarmen in den Niederlanden und Dänemark war es zu Ausbrüchen mit mutierten Corona-Viren gekommen (wir berichteten). Als Folge mussten mehrere Millionen Tiere gekeult werden. Bis zum 31. Dezember 2021 bleibt die Zucht von Nerzen in Dänemark daher erstmal verboten.
Generell sind Nerze und verwandte Arten sehr empfänglich für SARS-CoV-2. Deren Käfighaltung begünstigt Mutationen der Viren, weil sich die Viren schnell und massiv ausbreiten können. Wissenschaftler sorgen sich, dass Tiere wie der Nerz dem Virus einen dauerhaften Zufluchtsort bieten, von dem aus sich das Virus immer wieder neu ausbreiten kann. Besonders beunruhigend wäre es laut einer Veröffentlichung, wenn sich SARS-CoV-2 unter Wildtieren wie den Mustelidae, zu denen Marder, Nerze und Siebenschläfer gehören, ausbreitet. Diese Tiergruppe ist bekanntlich besonders empfänglich für eine SARS-CoV-2-Infektion und kann auch in Kontakt zum Menschen kommen.
Aus dieser Sicht könnten Impfstoffe für Tiere tatsächlich eine gute Idee sein, um die Pandemie einzudämmen. Doch für Wildtiere wird das vermutlich nicht in Frage kommen. „Impfung von wildlebenden Tierspezies erscheint mir aus verschiedensten logistischen und wissenschaftlichen Gründen als keine realistische Strategie“, sagt etwa Dr. Andreas Bergthaler. Er ist Leiter des Projektes Mutationsdynamik von SARS-CoV-2 in Österreich. Über mögliche Tierreservoirs, in denen SARS-CoV-2 repliziert und dann auch wieder zu einer Übertragung auf den Menschen führen könnte, wisse man laut Dr. Bergthaler allerdings auch noch zu wenig.
Auf die Impfung von Wildtieren scheint Russland aber auch gar nicht abzuzielen. Mit dem Tier-Impfstoff will man Ausbrüche auf russischen Nerzfarmen wie in Dänemark oder den Niederlanden verhindern. Laut Reuters könnten auch Nerzfarmer aus den USA oder Europa am Vakzin interessiert sein.
Haustiere gegen Corona zu impfen, ist aus Sicht vieler Wissenschaftler nicht nötig. Hunde und Katzen scheinen beim Infektionsgeschehen und weiteren Verlauf der Pandemie eher eine untergeordnete Rolle zu spielen. Theoretisch könnten zwar auch Katzen dem Virus als Reservoir dienen und den Menschen infizieren, doch Dr. Bergthaler erklärt einschränkend: „Für Haustiere wie Hund und Katze, bei denen vereinzelt SARS-CoV-2-Infektionen festgestellt wurden, gab es bis dato keine Hinweise, dass es zur Übertragung zurück auf den Mensch gekommen wäre.“ So lautet auch die offizielle Einschätzung der WHO: Zwar können Menschen Katzen infizieren und diese sich auch untereinander. Der umgekehrte Weg wurde bislang aber noch nicht beobachtet.
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