Eine 45-Jährige leidet immer wieder an Kurzatmigkeit. Doch seltsamerweise bessert sich diese unter ihrer normalen Asthmamedikation nicht mehr. Die Ärzte begeben sich auf Spurensuche – mit überraschendem Ausgang.
Eine 45-jährige Frau stellt sich mit rezidivierender akuter und chronischer Kurzatmigkeit und damit verbundener Müdigkeit im Krankenhaus vor. In ihrer medizinischen Vorgeschichte sind Adipositas, eine tiefe Venenthrombose, eine Lungenembolie sowie Asthma bekannt. Die Dyspnoe bessert sich nun jedoch unter ihrer normalen Asthmamedikation nicht. Darüber hinaus berichtet die Patientin von chronischem trockenem Husten, Herzklopfen, Orthopnoe, paroxysmaler nächtlicher Dyspnoe und ausgeprägter Dyspnoe bei Anstrengung. Schwellungen der unteren Extremitäten, pleuritische Brustschmerzen, Fieber, Nachtschweiß, signifikanten Gewichtsverlust oder spezifische Auslöser für ihre Exazerbationen verneint sie jedoch.
In der körperlichen Untersuchung stellen die Ärzte eine Sinustachykardie fest, die Auskultation der Lunge ergibt ein feines, bibasilares Knistern ohne Keuchen. In der kardiologischen Untersuchung zeigt sich ein drittes Herzgeräusch, das die Ärzte allerdings für einen gespaltenen 2. Herzton halten, sowie ein leises diastolisches Geräusch. Frühere Lungenfunktionstests zeigen eine Restriktion, frühere bildgebende Untersuchungen der Lungen liegen den Ärzten nicht vor. Die Blutuntersuchungen sind bis auf ein erhöhtes Kreatinin und ein leicht erhöhtes NT-proBNP unauffällig. Ein EKG zeigt eine Vergrößerung des linken Vorhofs. Könnte es sich möglicherweise um eine Lungenembolie handeln?
Um dies auszuschließen, führen die Ärzte eine CT-Angiographie durch. Hinweise auf eine Embolie finden sie dabei zwar nicht, doch etwas anderes kommt ihnen komisch vor: Es zeigt sich ein linksatriales Füllungsdefizit und bibasilar leichte fleckige Verdichtungen.
Die Ärzte führen ein transthorakales Echokardiogramm durch, um dem Befund weiter auf den Grund zu gehen. Dabei fällt ihnen eine Masse auf, die sich links am intraatrialen Septum befindet, sowie eine schwere Mitralstenose und ein stark erhöhter systolischer Druck der Pulmonalarterie.
Hinweise auf eine diastolische Dysfunktion, ein offenes Foramen ovale oder einen Septumdefekt gibt es nicht. Da die Ärzte einen Tumor vermuten, überweisen sie die Patientin an einen Herz-Thorax-Chirurgen.
Dieser hegt den gleichen Verdacht, weshalb sich die Patientin einer Tumorresektion unterzieht. Dabei zeigt sich eine gestielte Masse, die am interatrialen Septum in unmittelbarer Nähe des vorderen Mitralklappenblättchens haftet und sich bis in den Mitralanulus erstreckt. Nach der Entfernung ist die Mitralklappe wieder voll funktionstüchtig. Histopathologisch handelt es sich bei der Masse um ein Myxom.
Die Patientin gibt postoperativ eine signifikante Verbesserung ihrer Atmung mit nur noch leichter Rest-Atemnot beim Treppensteigen an. 6 Monate nach dem Eingriff ist sie symptomfrei und auch ein TTE ist unauffällig.
Text- und Bildquelle: Zuwasti et al. / BMJ Case Reports
Titelbild: engin akyurt, Unsplash