Wie umgehen mit der oralen Antikoagulation, wenn eine TAVI ansteht? Weitermachen, sagen jetzt Kardiologen aus Deutschland und der Schweiz.
Ein relevanter Prozentsatz von Patienten, die eine Transkatheter-Aortenklappen-Implantation (TAVI) benötigen, nimmt aus anderen Gründen eine orale Antikoagulation ein. Meistens ist das Vorhofflimmern, und es kann ein Vitamin-K-Antagonist sein oder ein direktes orales Antikoagulans (DOAK). Wie diese Patienten optimalerweise periprozedural versorgt werden sollten, ist noch nicht abschließend geklärt. Orale Antikoagulation absetzen, weil unkalkulierbare Blutungsrisiken bestehen? Weiterbehandeln und nur reagieren, wenn nötig?
In der Fachzeitschrift JACC: Cardiovascular Interventions haben jetzt Kardiologen aus Deutschland und der Schweiz um Miriam Brinkert und Stefan Toggweiler vom Herzzentrum des Kantonsspitals Luzern die Ergebnisse einer sehr umfangreichen Registerstudie zu diesem Thema veröffentlicht. In die einbezogen wurden knapp 4.500 Patienten, die hintereinander weg an einem von fünf Zentren in Deutschland und der Schweiz eine TAVI erhalten hatten. Mit einer oralen Antikoagulation kamen 1.317 dieser Patienten in die Klinik, also jeder dritte bis vierte.
Bei 584 dieser Patienten wurde die TAVI durchgeführt, ohne dass am Einnahmeschema der oralen Antikoagulation etwas geändert wurde. Bei 733 Patienten wurde die orale Antikoagulation für die TAVI unterbrochen. Primärer Sicherheitsendpunkt waren schwere Blutungen innerhalb von 30 Tagen, sekundär wurden unter anderem vaskuläre Komplikationen, Schlaganfall und Sterblichkeit untersucht.
Insgesamt gab es bei den Hauptendpunkten keinerlei statistisch signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen. Wenn irgendetwas, dann gab es einen Trend zugunsten der Patienten, bei denen die Antikoagulation fortgeführt wurde. Bei 11,3 % gegenüber 14,3 % der Patienten traten innerhalb von 30 Tagen schwere oder lebensbedrohliche Blutungen auf, und schwere vaskuläre Ereignisse gab es bei 11,0 % gegenüber 12,3 % der Patienten, beides statistisch gesehen kein Unterschied.
Statistisch signifikant seltener waren in der Gruppe mit kontinuierlicher Antikoagulation dagegen Erythrozytenkonzentrate nötig, nämlich insgesamt 80 bei 13,7 % der Patienten gegenüber insgesamt 130 bei 17,7 % der Patienten. Anders ausgedrückt: Der Transfusionsbedarf war bei Patienten mit unterbrochener Antikoagulation höher, wohl weil es durch das Hin und Her bei der Gerinnungshemmung letztlich mehr Blutungskomplikationen gab.
Einschränkend bleibt anzumerken, dass dies keine prospektiv randomisierte Studie war. Es könnte also einen Selektions-Bias geben dahingehend, dass bei gefährdeteren Patienten eher die Antikoagulation unterbrochen wurde.
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