Nach den ersten Corona-Impfungen gab es Berichte über Fälle einer schweren allergischen Reaktion. Die US-amerikanische Behörde CDC und das deutsche Paul-Ehrlich-Institut haben sich die Daten genauer angesehen.
Schon in den ersten Tagen nach Impfstart in Großbritannien sorgten Berichte über schwere allergische Reaktionen nicht nur unter Allergikern für Aufregung. Sogleich empfahl die britische Zulassungsbehörde MHRA, dass sich Menschen mit einer Allergie-Vorgeschichte besser nicht impfen lassen sollten. In den USA und in der EU ist man gelassener.
Auf einer Pressekonferenz gaben Experten der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde CDC Details zu bekannten Fällen von Anaphylaxie nach einer Impfung mit BNT162b2 (Handelsname in den USA und UK Tozinameran®, in der EU und Schweiz Comirnaty®) bekannt. So gab es in den USA unter den ersten 1,9 Millionen Impfungen 21 bestätigte Fälle einer anaphylaktischen Reaktion. Das entspricht 11,1 Fälle pro einer Millionen Impfungen. Dies seien zwar mehr Fälle als bei Grippeimpfungen (1,3 Fälle pro einer Million Impfungen), doch handele es sich immer noch um eine seltene Nebenwirkung, erklärt Dr. Nancy Messonnier.
Weiter heißt es, dass bei den meisten Patienten erste Symptome innerhalb von 15 Minuten nach der Impfung auftraten. Bei 17 der 21 Betroffenen waren Allergien gegen Lebensmittel, Medikamente oder Insketenstiche bekannt. Über die Schwere der einzelnen anaphylaktischen Reaktionen gibt das CDC nichts weiter bekannt. Die Behörde empfiehlt von der zweiten Dosis abzusehen, wenn bei der ersten Impfung schwere allergische Reaktionen auftraten. Von der Impfung ausschließen will die Behörde Allergie-Patienten aber nicht. Auch für sie gelte die Überwachung von mindestens 30 Minuten nach der Impfung.
In Deutschland und Europa wurden noch zu wenige Menschen geimpft, als dass man eine allergologische Risiko-Bewertung abgeben könnte, schreibt das PEI in einer Pressemitteilung. Auf Grundlage der bis zum 23. Dezember 2020 vorliegenden Studiendaten ist aus Sicht des PEI für Personen mit bekannten Erkrankungen aus dem atopisch-allergischen Formenkreis bei Impfung mit BNT162b2 aber kein generell erhöhtes Risiko für schwerwiegende unerwünschte Wirkungen abzuleiten.
Prof. Ludger Klimek, Leiter des Allergiezentrums in Wiesbaden erklärt: „Wir vermuten, dass mit Polyethylenglykol, kurz PEG, ein Zusatzstoff der Impfung die allergischen Reaktionen bei den Patienten ausgelöst hat. BNT162b2 enthält grundsätzlich weniger Allergie-auslösende Substanzen als andere, herkömmliche Impfstofftypen. Dennoch kann jede Impfung allergische Reaktionen oder einen allergischen Schock auslösen.“
Anders als in Großbritannien gibt es in der EU keine Kontraindikation für Allergiker bzw. Menschen mit Anaphylaxien in der Vorgeschichte. Lediglich eine vorbekannte Allergie auf darin enthaltene Inhaltsstoffe (z.B. PEG) ist eine Gegenanzeige für die Impfung mit Comirnaty®. Laut der für die EU zugelassenen Produktinformation sollen alle geimpften Personen mindestens 15 Minuten lang nachbeobachtet werden.
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