Das Immunsystem kann neben Krankheitserregern auch Krebszellen erkennen und bekämpfen. Doch Tumorzellen können sich diesem Angriff des Immunsystems entziehen, indem sie sogenannte Immun-Checkpoints auf der Oberfläche von T-Zellen manipulieren.1 Hier greifen immunonkologische Wirkstoffe an. Sogenannte Checkpoint-Inhibitoren können die hemmende Wirkung des Tumors aufheben und so das Immunsystem reaktivieren.2 Wie bei allen Krebspatient:innen kann auch bei diesem modernen Therapieansatz die Ernährung eine Rolle spielen. Die Ernährung kann zwar Krebs nicht heilen, jedoch die generelle Gesundheit der Patient:innen fördern, gegen Krebs stärken und auch die Nebenwirkungen der Behandlung lindern.3-5
Doch was macht eine vollwertige Ernährung aus? Im Grunde unterscheidet sie sich nicht wesentlich von einer gesunden Ernährung für nicht erkrankte Menschen. Da die sich schnell teilenden Krebszellen jedoch viel Energie verbrauchen, kann es schneller zur Mangelernährung kommen. Vor allem bei schweren und fortgeschrittenen Krebserkrankungen besteht eine erhöhte Gefahr. Außerdem können ein Tumor und dessen Behandlung die Nahrungsaufnahme beeinträchtigen.3-5
Nach der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin wird Mangelernährung anhand von drei Kriterien definiert: Ein BMI unter 18,5 kg/m2, ein unbeabsichtigter Gewichtsverlust von über 10 % in den letzten 3-6 Monaten oder eine Kombination von beidem, wobei dann ein BMI unter 20,0 kg/m2 und ein Gewichtsverlust von über 5 % in den letzten 3-6 Monaten als kritisch zu betrachten sind.6
Individuelle Gründe hierfür sollten in einem aufmerksamen Gespräch mit Patient:innen ermittelt werden. Denkbar sind unter anderem Geschmacksveränderungen, generelle Appetitlosigkeit oder ein vorzeitiges Sättigungsgefühl sowie Durchfälle, Übelkeit und Erbrechen.3-5
Viele Patient:innen leiden schon zu Beginn der Erkrankung an Appetitlosigkeit und Geschmacksstörungen. Dann ist vor allem die Atmosphäre beim Essen entscheidend – beispielsweise kann angenehme Gesellschaft aber auch der optische Eindruck der Mahlzeiten den Appetit fördern. Patient:innen kann außerdem empfohlen werden, eine Stunde vor dem Essen auf Appetitanregendes zurückzugreifen. Auch kann es sinnvoll sein, dass sie häufiger kleine Portionen zu sich zu nehmen.3-5
Durchfall ist eine häufige und lästige Nebenwirkung der Krebsbehandlung. Doch mit einfachen Maßnahmen können Patient:innen unterstützt werden. So können Nahrungsmittel, die Pektine oder Schleimstoffe enthalten, Toxine binden und deren Wirkung lindern. Zu empfehlen sind daher beispielsweise geriebene ungeschälte Äpfel, Weißmehlprodukte wie Haferflocken oder auch Nudeln, Kartoffeln und geschälter Reis. Bei starken Durchfällen sollte die Kost leicht, fett- und ballaststoffarm sein und auf mehrere kleine Mahlzeiten verteilt werden. Nicht zuletzt sollte Patient:innen immer geraten werden, viel zu trinken und ausreichend Elektrolyte zuzuführen.3-5
Bei immunonkologisch behandelten Patient:innen sollte auf Durchfall, Bauchschmerzen und/oder Schleim oder Blut im Stuhl geachtet werden. Es könnte sich um die Nebenwirkungen einer immunvermittelten Dickdarmentzündung (Kolitis) handeln.
Immunonkologisch behandelte Patient:innen können darüber hinaus über Übelkeit und Erbrechen klagen. In diesem Fall kann man Patient:innen raten, keine besonders süßen, fetthaltigen, blähende oder stark riechende Speisen zu sich zu nehmen. Die Zubereitungszeit sollte zudem begrenzt werden, um starke Essensgerüche zu vermeiden. Auch die Körperhaltung kann dazu beitragen, Übelkeit und Erbrechen zu vermeiden, weshalb sich Patient:innen nach einer Mahlzeit zum Beispiel nicht flach hinlegen sollten. Bereitet eine Schleimhautentzündung den Patient:innen Probleme, so sollte auf möglichst säurearme und wenig gewürzte Lebensmittel geachtet werden.3-5
Chefkoch und Magenkrebsüberlebender Hans Rueffert zeigt in diesem Kochbuch, wie eine ausgewogene Ernährung für Patient:innen mit Magenkrebs gelingen kann:
Wenn onkologische Patient:innen jedoch keine ausreichende Nahrung zuführen können, kann auch eine künstliche Ernährung in Betracht gezogen werden. Dabei muss man die enterale von der parenteralen Ernährung unterscheiden. Bei der enteralen Ernährung wird über Sonden, die im Magen oder Dünndarm platziert werden, spezielle Kost zugeführt. Bei der parenteralen Ernährung erfolgt die Versorgung mit Nährstoffen über Infusionen in das Blutsystem. Bei ambulanten Patient:innen kann als Richtwert für die täglich erforderliche Energiezufuhr ein Wert von 30-35 kcal/kg Körpergewicht herangezogen werden. Bei bettlägerigen Patient:innen ist dieser Wert auf 20-25 kcal/kg Körpergewicht erniedrigt.5
Weitere Informationen erhalten Sie in der Broschüre „Immunonkologie und Ernährung“. Diese können Sie kostenlos hier herunterladen.
Referenzen:
ONC-DE-2400266