Das Herz- und Diabeteszentrum in Bad Oeynhausen startet ein neues Therapiekonzept. Hierfür kommt Pudeldame Anna als Therapiehund regelmäßig in die Klinik, um Kinder im Heilungsprozess zu unterstützen.
Die drei Jahre alte, überaus freundliche Schafpudeldame heißt Anna. Gemeinsam mit ihrer Besitzerin hat sie eine einjährige Ausbildung als zertifiziertes „Besuchshunde-Team“ beim Europäischen Dachverband für tiergestützte Therapie (ESAAT) erfolgreich abgeschlossen. „Eine tiergestützte Therapie beinhaltet gesundheitsfördernde, motivierende und rehabilitative Maßnahmen“, erläutert Prof. Stephan Schubert, Klinikdirektor am Kinderherzzentrum und Zentrum für angeborene Herzfehler des Herz- und Diabeteszentrums NRW, Bad Oeynhausen.
Ein solches Konzept, das den positiven Einfluss von Tieren nutzt, soll ansatzweise fortan in seiner Klinik für Kinderkardiologie weiter ausgebaut werden. Immerhin gibt es hier schon ein Aquarium und ein Wasserschildkrötenhaus.
Die Planung für Annas Einsatz im Klinikum haben sich Oberärztin Dr. Susanne Grosbüsch und der Klinikpsychologe Matthias Lamers zusammen mit Annas Besitzerin überlegt. Natürlich dürfen Hunde nicht einfach so in ein Krankenhaus kommen. Als erste und einzige Begleithündin im HDZ NRW hat Anna dafür eine mit Geschäftsführung und Hygienebeauftragten abgestimmte Sondererlaubnis erhalten.
Die Hündin hat nach Abschluss ihrer Ausbildung vor knapp einem Jahr bereits Berufserfahrung sammeln können. Sie darf ihre Besitzerin Sabine Krenz, die Förderschullehrerin ist, bei ihrer Arbeit in der Schule begleiten.
Dass Kinder sich besonders zu Tieren hingezogen fühlen (Biophilie) und der Kontakt zu einem freundlichen Hund bzw. die Anwesenheit eines Hundes sich positiv auswirkt, ist wissenschaftlich belegt. Entsprechende Studien belegen einen dreifachen Effekt:
Physische Wirkung:- Reduzierung des Blutdrucks und der Herzfrequenz (beruhigende Wirkung)- Entspannung der Muskulatur- Ausschüttung des Hormons Oxytocin- Reduzierung von Angst, Stress, und Depressivität
Psychische Wirkung:- Förderung von Vertrauen, Nähe, Geborgenheit, Zärtlichkeit, Trost, Ermutigung- Stärkung des Selbstvertrauens- Steigerung von Freude und Wohlbefinden- Stressreduzierung- Ablenkung vom Krankenhausalltag und den Auswirkungen der Krankheit, bessere Krankheitsverarbeitung, positive Unterstützung der oft langen Zeit des Klinikaufenthalts- Förderung von Humor und weiteren positiven Emotionen
Soziale Wirkung:- Förderung von Kommunikation und Interaktion- Sozial-emotionale Interaktion mit dem Tier (beobachten, streicheln, kooperieren etc.)- Förderung der Bereitschaft, sich zu öffnen und sich auf andere einzustellen- Bewirken des Gefühls, gebraucht zu werden
Anna kann gut warten und ist sehr gehorsam. Sie passt genau auf, dass sie alles richtig macht und lässt sich von Krenz gut anleiten. „Es ist sehr wichtig, dass die Kinder einen emotionalen Zugang, eine Beziehung zu Anna entwickeln und ihr Tun mit Empathie verfolgen“, sagt Krenz, die zudem stets einfühlsam darauf achtet, dass auch ihre Hündin sich wohlfühlt und nicht überfordert ist.
Grosbüsch und Lamers bestätigen: „Es geht hier nicht nur um Ablenkung, die wir besonders für Kinder schaffen wollen, die sehr lange bei uns sind. Ein Tier spricht Emotionen an. Dadurch kann es leichter werden, die oft schwierige Zeit des Klinikaufenthalts zu bewältigen, Belastungsstörungen abzubauen und Mut zu schöpfen.“
Krenz versteht ihren Einsatz mit Anna im HDZ NRW im Sinne eines pädagogisch arbeitenden Besuchshund-Teams. Sie erhebt nicht den Anspruch, therapeutisch tätig zu sein.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum. Entsprechende Quellenangaben findet ihr dort.
Bildquelle: Annie Spratt, unsplash