Weltweit tauchen neue Corona-Varianten auf. Erstmals sind auch Reinfektionen mit mutierten Viren nachgewiesen worden. Wie sehr sollte uns das beunruhigen?
Derzeit werden weltweit laufend neue Varianten von SARS-CoV-2 gesichtet. Sowohl die seit längerem bekannte B.1.1.7-Mutation aus dem Vereinigten Königreich als auch die Südafrika-Variante B.1.351 wurde Medienberichten zufolge bereits in Deutschland nachgewiesen. In Brasilien ist zudem die Variante namens B.1.1.28 unterwegs sowie ein neuer Abkömmling von ihr namens P1 aufgetaucht, und zwar in Manaus. Und damit immer noch nicht genug: Japans Gesundheitsministerium informierte vor wenigen Tagen über eine Tochtervariante von B.1.1.28 namens B.1.1.248, die bei vier aus Brasilien nach Japan eingereisten Menschen festgestellt wurde.
Langsam wird es also kompliziert mit den Virusvarianten und ihren Mutationen, so kompliziert, dass sich Wissenschaftler mittlerweile etwas intensiver mit der Nomenklatur und diesbezüglichen Verbesserungsmöglichkeiten befassen. Sie plädieren für ein konsequenteres, dynamisches Nomenklatursystem und haben das bereits im Sommer in einem Nature-Paper vorgeschlagen. Darin werden die beiden Hauptlinien von SARS-CoV-2 als Linie A und B bezeichnet, wobei B aus Linie A entstanden ist. Abhängig von den genetischen Verwandtschaftsbeziehungen werden die Varianten nach bestimmten Regeln hierarchisch als B.1, B.2, B.3 usw. bezeichnet. Abkömmlinge von B.1 sind dann entsprechend B.1.1, B.1.2 usw. Ab der vierten Hierarchiebene wird ein neue Hauptlinie eröffnet: B.1.1.1.2 würde zum Beispiel zu B.2.
Wie sehr die diversen Mutationen die Ausbreitung von SARS-CoV-2 in der Bevölkerung begünstigen, ist noch längst nicht abschließend geklärt. Bei der Variante B.1.1.7 gehen aber immer mehr Experten davon aus, dass sie tatsächlich in der Lage ist, sich schneller zu verbreiten. Andererseits heißt es etwa seitens der WHO, dass der deutliche Anstieg der Corona-Fälle in Irland nicht explizit auf B.1.1.7 zurückgehe, sondern auf vermehrte Treffen während der Weihnachtszeit. AFP Frankreich meldete jetzt Daten zur B.1.1.7-Sequenzierung im Nachbarland: Täglich werden dort demnach mittlerweile 200 Fälle identifiziert, bei denen die B.1.1.7 Variante nachgewiesen wird, das entspricht etwa 1% der Untersuchten.
Beunruhigend erscheint die Meldung über Reinfektionen mit zwei neuen Varianten. In Brasilien infizierten sich zwei Mitarbeiterinnen des Gesundheitswesens mit den Varianten B.1.1.33 bzw. B.1.1.28. Beide Frauen waren einige Monate zuvor schon einmal mir SARS-CoV-2 infiziert gewesen, heißt es in einem Forschungsbericht. Beide Varianten tragen die Spike-Mutation E484K, gegen die neutralisierende Antikörper möglicherweise weniger wirksam sind. Das könnte Reinfektionen begünstigen. Bewiesen ist das allerdings nicht.
Das sind auch nicht die ersten Reinfektionen, die beschrieben wurden. Noch handelt es sich auch bei diesen neuen Fällen um Einzelfälle, die genauer untersucht werden müssen. Bei den meisten Menschen ist das Immunsystem laut einer aktuellen Studie auch acht Monate nach einer Infektion noch dazu in der Lage, das Virus zu bekämpfen. Inwieweit das auch für alle mutierten Viruslinien gilt, ist aber unklar.
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