Die menschliche Anatomie ist nicht immer einfach zu merken. Ein schottischer Medizinstudent hatte kürzlich eine Idee, da Abhilfe zu schaffen. Der Candy-Liebhaber baut mithilfe von Süßigkeiten unseren Körper anatomisch akkurat nach – und löst damit einen veritablen Hype aus.
Mike McCormick ist eigentlich ein ganz normaler Medizinstudent. Der 28-Jährige studiert im ersten Jahr an der Universität Glasgow. Fruchtgummis, Schokolade, Gummischnüre, Schokolinsen und sogar Kekse finden in seinen süßen Anatomie-Lernhilfen Verwendung. Und das alles zu einem guten Zweck: dem Lernen der menschlichen Anatomie.
Der menschliche Körper ist ein komplexes Zusammenspiel aus Organen, Muskeln, Knochen und Nerven. Tagtäglich finden aufwändige, komplizierte Prozesse in unserem Organismus statt, die nicht für jeden so einfach nachzuvollziehen sind. Wer sich schon einmal intensiv mit dem Aufbau des Auges oder unseres Nervensystems beschäftigt hat, weiß wovon die Rede ist. Mike hat keine Lust auf eintönige Auswendiglernerei aus den dicken Lehrbüchern. Das sei ihm einfach zu langweilig und „old school“. Der Medizinstudent kommt stattdessen auf die Idee, seine Leidenschaft für Süßes mit dem Lernen zu verbinden. Die Kombination aus so etwas Simplem wie Süßigkeiten und Kompliziertem wie der Anatomie des Menschen findet großen Anklang, egal ob bei Medizinern oder Nicht-Medizinern. Verschiedenste Studien haben schon bewiesen, dass man sich Dinge einfach besser merken kann, wenn man sie mit etwas Auffälligem verbindet und nicht stur auswendig lernt. Das können lustige Eselsbrücken sein oder selbstgeschriebene anatomische Lieder oder eben auch Süßigkeiten. Aber Vorsicht: Als Nebenwirkung folgt der Heißhunger.
Doch wie kommt man eigentlich auf den Gedanken, mit Süßigkeiten Anatomiebilder nachzubauen? „Ich glaube, es hat alles damit begonnen, dass ich diese Fruchtgummi-Spiegeleier sah und mir dachte, die sehen ein bisschen aus wie menschliche Zellen“, so Mike. „Auf einmal sah ich in allen Süßigkeiten irgendeine nützliche anatomische Form und begann, alles Süße zu horten, das nützlich für Fotos sein konnte. Nachdem ich einige Fotos auf Instagram und Twitter postete, bekam ich immer mehr Follower und vor kurzem habe ich die 10.000 geknackt“, erzählt Mike, der von seinem plötzlichem Internet-Ruhm überrascht wurde. „Ich bekomme für meine Fotos viele Kommentare aus der ganzen Welt. Von Lehrern, die sie im Schulunterricht verwenden und sogar meine Dozenten folgen mir mittlerweile schon auf Twitter.“ Mikes Kreationen bekommen nicht nur Aufmerksamkeit aus seinem Heimatland, auch aus dem Rest Europas, Australien und sogar Japan erhält er Nachrichten. „Aber um ehrlich zu sein, die meisten meiner Kommentare bekomme ich von Franzosen und Italienern und ich habe keine Ahnung, was sie schreiben und ob sie meine Fotos überhaupt mögen“, so Mike belustigt. Auch seine Kommilitonen hätten ihn bei seinem Erfolg sehr unterstützt. Mittlerweile seien die Süßigkeitenbilder nämlich aus den Hörsälen seiner Uni nicht mehr wegzudenken. „Ich möchte am liebsten meinen Kopf unter den Händen verstecken, wenn meine Kommilitonen mal wieder meine Candy-Anatomy-Bilder in der Vorlesung zeigen“, fügt er mit einem Lachen hinzu. Hier eine kleine Auswahl an Anatomie-Bildern. Viel Spaß und guten Appetit beim Ansehen!
Dieses Foto zeigt uns keine kreative Süßigkeiten-Pizza, sondern den Aufbau des Lammellenknochens. Die blaue Gummischnur bildet das Periost, die Flaschen-Fruchtgummis die äußere Generallamelle und die weißen Zuckerkreise symbolisieren das Osteon mit den konzentrischen Lamellen. Die rote Gummischnur in ihrer Mitte symbolisiert den Havers-Kanal für den Durchtritt von Blutgefäßen und die längeren roten Gummischnüre, die zwei Osteone verbinden, die Volkmann-Kanäle. Im Gegensatz zur äußeren Substantia compacta, finden wir dann im Inneren die locker-leckere Substantia spongiosa und das Endost. © Mike McCormick / candyanatomy
Hier seht Ihr den süßen Aufbau eines Lymphknotens. Rote, blaue und grüne Schokolinsen werden zu dessen einzelnen Schichten. Makrophagen/Plasmazellen im Mark, T-Zellen in der parakortikalen Zone sowie primäre Lymphfollikel aus B-Zellen in der Rinde. Mit Zitronen formt Mike die Sekundärfollikel und Schaumgummis bilden die Marksinus. Und rote (Arterie) und blaue (Vene) Gummischlangen zeigen uns das Gefäßsystem. © Mike McCormick / candyanatomy
Mikes wohl bekanntestes Foto lässt einem das Wasser im Munde zusammenlaufen. Das ist auch gut so, denn so kann gleich schon mal die Verdauung angeregt werden. In diesem Bild, das er passenderweise „Jelly Belly“ taufte, sehen wir den Aufbau unseres Magens. Mehrfarbige Schokolinsen bilden, umrahmt von roten Gummischnüren, Ösophagus, Mageneingang (Cardia), Magenfundus, Magencorpus, Pylorus und schließlich das Duodenum ab. Wenn man da keinen Hunger bekommt. © Mike McCormick / candyanatomy Mike beschreibt sein Süßigkeitenprojekt als die ultimative Form der Prokrastination. Und nach getaner Arbeit kann man das Anschauungsmaterial sogar aufessen. „Falls es mit der Medizin nichts wird, kann ich ja immer noch was mit Süßigkeiten machen“, so Mikes süffisanter Notfallplan.