Derzeit kursiert ein Hörtest im Internet, der viele Menschen fasziniert. Es handelt sich um den sogenannten McGurk-Effekt.
Einige von euch kennen diese Videos bestimmt schon. Es beginnt mit folgender Beschreibung: „Du wirst nur das Wort hören, das du gerade liest.“ Zu sehen sind unterschiedliche Wörter. Zu hören ist eine Stimme, die ein und denselben Begriff ständig wiederholt. Mal hört er sich an wie Wort x, dann wie Wort y und dann doch wie Wort z – je nachdem, welches der Wörter man gerade liest. Hier ein Beispiel mit zwei Varianten:
Diese weltweit millionenfach verbreiteten Videos beschreiben allerdings kein neues Phänomen. Es handelt sich um den McGurk-Effekt, der Mitte der 70er Jahre von Harry McGurk entdeckt wurde. Der Entwicklungspsychologe und sein Team der University of Surrey hatten den Effekt zufällig im Zuge von Untersuchungen der Wahrnehmung bei Kleinkindern beobachtet.
Damit unser Gehirn erschließen kann, wie ein akustisches Signal erzeugt wurde, nutzt es der Motor-Theorie der Sprachwahrnehmung zufolge alle ihm zur Verfügung stehenden Signale und Informationen. Dazu gehören auch optische Informationen. Unsere Erinnerung hat abgespeichert, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen Lauten und der Lippenbewegung gibt. Dieses Wissen hat einen Einfluss auf die Verarbeitung von Phonemen in unserem Gehirn: Die scheinbar widersprüchlichen Sinneseindrücke werden vom Sprachzentrum korrigiert.
Bei fast allen Menschen soll der beschriebene Effekt eintreten. McGurk beobachtete in seinem Versuch eine Erfolgsquote von 80 Prozent bei Vorschulkindern und 98 Prozent bei Erwachsenen.
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