Am Klinikum Garmisch-Partenkirchen gibt es einen größeren Corona-Ausbruch – und eine möglicherweise neue Virusvariante. Am Montagnachmittag wurden Details bekannt.
Gibt es neben der britischen, brasilianischen und südafrikanischen SARS-CoV-2- Variante bald auch eine bayerische? Bei einem Ausbruch am Klinikum Garmisch-Partenkirchen zumindest scheint jetzt eine neue Virusvariante entdeckt worden zu sein. Ob sie am Klinikum entstanden ist oder von außen hineingetragen wurde, ist zum jetzigen Zeitpunkt Spekulation.
Der Ausbruch am Garmischer Klinikum betrifft Stand Montagnachmittag 15 Uhr insgesamt 73 Person, davon 24 Klinikmitarbeiter. Betroffen seien zwei internistisch-geriatrische Stationen außerhalb des COVID-Bereichs des Klinikums im zweiten und fünften Stock des Gebäudes, sagte Klinik-Geschäftsführer Frank Niederbühl. Beide Stationen seien isoliert worden. Sämtliche Infektionen bezögen sich auf diese beiden Cluster, sodass derzeit davon ausgegangen werde, dass der Ausbruch erfolgreich eingedämmt werden könne.
Am Freitagabend habe man aus den Corona-Labors der Charité Berlin die Auskunft erhalten, dass Teile des Infektionsgeschehens durch eine SARS-CoV-2 Virusvariante verursacht worden seien, die weder die britische noch die südafrikanische noch die brasilianische Variante sein könne, sagte der stellvertretende Ärztliche Direktor des Klinikums, PD. Dr. Clemens Stockklausner. In den Medien war zunächst von drei Erkrankten die Rede gewesen, bei denen der entsprechende Nachweis erfolgte. Mittlerweile wisse man aber, dass es mindestens 35 Patienten bzw. Mitarbeiter seien, die mit der neuen Variante infiziert sind, so Stockklausner.
Viel wissen tun die Experten über die neue Variante noch nicht. Bei der auffällig gewordenen Mutation handelt es sich um eine Deletion an den Positionen 69 und 70 des Gens für das Spike-Protein. Diese Mutation trägt unter anderem auch die britische Virusvariante, und sie gilt als eine Mutation, die sich auf das Bindungsverhalten des Virus auswirken kann. Viel mehr sei derzeit aber nicht bekannt, so Stockklausner: „Was diese Mutation alleine bedeutet, ist völlig unklar. Wir können im Moment überhaupt nicht einordnen, ob das eine klinische Relevanz hat.“
Ob sich eine Virusvariante schneller ausbreitet oder nicht, oder ob sie mehr oder weniger aggressive Krankheitsverläufe verursacht, hängt in der Regel nicht von Einzelmutationen ab, sondern von der genetischen Gesamtsituation einer Variante. So verfügt die britische Variante über mehr als 20 verschiedenen Mutationen, die in Garmisch beschriebene Position 69/70-Deletion ist nur eine davon. Wie genau das SARS-CoV-2- in der „Version Garmisch-Partenkirchen“ sonst so genetisch aussieht, wird in Berlin gerade entschlüsselt. „Ob sich das weiter ausbreitet, oder ob es nächste Woche schon Geschichte ist, können wir noch überhaupt nicht absehen“, so Stockklausner.
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