Immer wieder wird Apotheken unterstellt, sie würden sich mit Masken eine goldene Nase verdienen. Das halte ich für völlig unrealistisch. Im vergangenen Jahr bedeuteten Masken für uns vor allem eins: Ärger. Ein Rückblick.
Puh. Immer wieder lese ich solche Nachrichten und so sehr ich sie auch verstehen kann, so sehr nerven sie mich gleichzeitig. Aber erstmal zurück zum Anfang. Wir schreiben das Jahr 2019. Was kosten uns einfache OP-Masken beim Großhandel vor Corona? Relativ wenig. Wenn ich mich richtig erinnere hatten wir 10 Stück für 50 Cent verkauft. Also nicht die Welt.
Und was haben FFP2-Masken beim Großhandel vor Corona gekostet? Eine ohne Ventil ungefähr zwei bis drei Euro und eine mit zwischen vier und fünf Euro. Die Nachfrage war verständlicherweise nicht sehr hoch. Wir hatten auch keine am Lager.
Als Corona in Deutschland losging, hieß es noch, dass wir keine Masken brauchen würden. Was natürlich vor allem daran lag, dass wir kaum Infektionen in Deutschland hatten und es bei weitem nicht genügend Masken gab, die anderswo dringender gebraucht wurden. In Krankenhäusern.
Nichtsdestotrotz wollten Ende Januar 2020 alle „Mundschutz“ kaufen. Von morgens bis abends wurde ich gefragt, ob wir „Mundschutz“ da hätten. Die Antwort war immer die gleiche: Nein!
Alles ausverkauft! Wir verkauften ab, was wir am Lager hatten und versuchten wie blöd irgendwo Masken herzubekommen, um die Menschen versorgen zu können.
Die Großhändler, von denen wir unsere Ware beziehen, wurden täglich so oft nach „Mundschutz“ gefragt, dass sie schon eine Ansage aufs Bands sprachen, damit man nicht mehr danach fragten musste.
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Zwei Wochen später hatten wir schon 16 gemeldete Fälle in Deutschland. 16. Aber hunderte Nachfragen nach Masken. Jeden Tag.
„Neben den 14 Fällen, die derzeit in Krankenhäusern in Bayern isoliert sind, wurden zwei der am 1. Februar 2020 repatriierten Personen positiv auf SARS-CoV-2 getestet. Damit sind insgesamt 16 Fälle in Deutschland bekannt.“
Am 02. März schrieb ich in einem Artikel Folgendes:
Immer mal wieder gab es Phasen, in denen wir neue Masken bekommen konnten. Einfache OP-Masken, aber auch FFP2-Masken. Allerdings war der Einkaufspreis wesentlich höher als noch vor Corona. Ein Mangel an Masken bei extrem hoher Nachfrage ergibt höhere Preise. Natürlich hat mein Chef noch etwas draufgeschlagen. Wenn mehrere Apotheker mehrere Stunden am Tag nichts anderes machen als Masken zu verkaufen, dann wollen die schließlich auch ihr Gehalt dafür haben. Und ganz ehrlich? Wir waren ohne Ende ausgepowert. Es war einfach nur noch anstrengend. Das ganze Jahr. Stress ohne Ende. Eine goldene Nase haben wir uns dennoch nicht mit den Masken verdient. Vermutlich gingen wir da plus minus Null raus.
Am 27. Februar haben wir Masken bekommen. 100 Stück. Ich empfand das damals als viel. Nach drei Stunden waren jedenfalls alle weg.
Einen Tag später ging der Run auf Desinfektionsmittel los. An diesem Tag wurde ich rund 500 Mal danach gefragt. Alles ausverkauft. Masken ebenfalls.
Vereinzelt bekamen wir immer mal wieder Masken zum Verkauf. Aber es gab auch Phasen, da kam ewig nichts Neues rein. Wir kauften von Anfang an quasi alle Masken, die wir kriegen konnten und bezahlten dafür absurd hohe Summen. Aber wir wollten, wie erwähnt, die Menschen mit Masken versorgen. Die Nachfrage war immens. Kaum boten wir die Masken zum Verkauf an, waren sie auch schon wieder alle weg.
Am 19. März 2020 schrieb ich Folgendes:
Das war dann auch so die Zeit, in der die Apotheken anfingen, Plexiglasscheiben aufzubauen. Als Schutz vor einer Tröpfcheninfektion. Von Aerosolen war damals noch nicht wirklich Rede. Wir fühlten uns damals sicher hinter unserer Scheibe. Manche wohl auch heute noch.
In der Woche um den 1. April war die Nachfrage nach Masken so extrem hoch, dass ich dazu das Folgende schriftlich festhielt:
Und von da an sah man immer mehr selbstgemachte Masken. Besser als gar nichts, aber eben hauptsächlich ein Schutz für andere. Ich bin mir sicher, dass manche immer noch die gleichen Masken tragen wie im April und sie sie bisher noch nicht einmal gewaschen haben. Anfangs fand ich es gut, dass die Menschen dann wenigstens Alltagsmasken tragen, heute nur noch bedingt. Die meisten dieser Masken sind so ausgeleiert, dass sie ständig herunterrutschen und den Riechkolben freilegen.
Im Mai bekamen wir dann wieder neue Masken.
Man muss bedenken, dass man quasi immer eine Bestellung offen hatte, das heißt, man bekommt dann welche, sobald sie wieder lieferbar sind. Die Preise waren so hoch, dass wir viele Angebote ausschlugen, weil wir nicht zu den Apotheken gehören wollten, die 15 Euro für eine FFP2-Maske verlangten. Und davon gab es einige. Und auch diese Apotheken werden daran bestimmt nicht viel verdient haben!
Am 6. Mai 2020 schrieb ich:
Am 24. Juli 2020 schrieb ich dann das:
Ende des Jahres wurde uns vorgeworfen, wir würden Unmengen mit den kostenlosen Masken für Risikogruppen verdienen. Als wir das Geld überwiesen bekommen hatten, war mein Chef mehr als zufrieden mit der Höhe der Summe. Allerdings hat er den Andrang der Kunden unterschätzt, sodass wir schon Anfang Dezember mit der Verteilung der kostenlosen Masken aufhören mussten, weil wir sonst einen Verlust damit gemacht hätten.
Seit Januar 2021 gibt es nun für die Risikogruppen zweimal sechs Masken für je zwei Euro Eigenanteil in der Apotheke. Pro abgegebener Maske erhalten wir „sechs Euro einschließlich aller Zuschläge und inklusive der jeweils geltenden Mehrwertsteuer“. Je nachdem, wie günstig wir sie bekommen, zahlen wir mittlerweile zwischen ein und zwei Euro im Einkauf pro Maske. Manchmal mehr.
Werden wir dafür kritisiert, dass uns dieser Betrag pro Maske erstattet wird.
Natürlich.
Finde ich es gerechtfertigt, dass wir sechs Euro pro Maske bekommen, die wir für weniger als die Hälfte verkaufen?
Ja, irgendwie schon. Es ist so, dass wir die Masken im Voraus kaufen müssen, es könnte also gut sein, dass wir zum Teil drauf sitzen bleiben werden. Es könnte aber auch sein, dass wir zu höheren Kosten nachkaufen müssen, da durch die höhere Nachfrage auch unser Einkaufspreis höher werden wird.
Dazu kommt, dass die Masken teilweise umgepackt werden müssen. In Sechserpacks. Dafür braucht man Personal, das viele Apotheken jetzt extra einstellen müssen. Denn wann soll man dafür Zeit finden, wenn die Apotheken während des Lockdowns von tausenden Menschen überrannt werden, die kostenlose Masken wollen?
Und auch unsere Gehälter und sonstige Betriebskosten müssen wieder eingerechnet werden, sodass im Endeffekt zwar noch ein wenig Gewinn übrig bleiben wird, aber so hoch, wie viele denken, wird der nicht sein.
Wahrscheinlich wird das Plus ungefähr das ausgleichen, was wir gerade weniger an Erkältungsmedikamenten einnehmen, da durch die Maskenpflicht viel weniger Menschen erkältet sind, als die Jahre zuvor.
Ich sehe es auch ein wenig als Anerkennung für das an, was wir geleistet haben und immer noch leisten. Wohlwissend, dass viele während der Zeit noch mehr leisten und noch mehr Anerkennung verdient hätten.
Wir werden sehen, wie das ganze ausgeht. Ich halte euch auf dem Laufenden.
Bildquelle: Lucas Benjamin, unsplash