Die Mutanten von SARS-CoV-2 haben sperrige Namen. Da kommt man schnell mal durcheinander. Wir liefern einen Überblick zu den neuen Virus-Varianten und unterschiedlichen Mutationen.
B.1.1.7, N501Y, P1, E484K – bei dem Buchstabensalat verliert man schnell mal den Überblick über neue Virus-Varianten und unterschiedliche Mutationen. Um es noch unübersichtlicher zu machen, geben verschiedene Forschergruppen den Varianten unterschiedliche Namen. Ein Versuch, etwas Ordnung in die Sache zubringen.
Die B.1.1.7-Linie wurde zuerst im Süden Englands nachgewiesen. Sie ist auch bekannt als VOC 202012/01 (Variant of Concern 202012/01) und durch insgesamt 23 Mutationen charakterisiert, von denen 17 relevant sind und 8 das Spikeprotein betreffen.
Darunter befindet sich die Mutation N501Y, die eine von sechs Kontaktstellen innerhalb der rezeptorbindenden Domäne (RBD) des Spike-Proteins betrifft. Offenbar erhöht die Mutation die Bindungsaffinität zum ACE2-Rezeptor. Diese Mutation scheint für die erhöhte Infektiösität dieser Variante verantwortlich zu sein. Zu schwerere Erkankungen soll es nicht führen. Auch die Wirksamkeit von Impfungen ist laut aktueller Studien nicht eingeschränkt.
Inzwischen ist die Linie auch in Deutschland nachgewiesen worden und vermutlich breitet sie sich auch schon längst großflächig hierzulande aus. Das CDC geht davon aus, dass sich die Variante in den kommenden Monaten als vorherrschende Variante in den USA durchsetzen wird.
Das ist schon einmal geschehen: Im April vergangenen Jahres hatten Virologen erstmalig die Corona-Variante mit der D614G-Mutation beschrieben. Sie tauchte seit Februar immer wieder in Proben von infizierten Personen aus Europa auf. Bald war sie dort zur dominierenden SARS-CoV-2-Linie geworden und hatte sich auch in den USA, Kanada und Australien durchgesetzt. Inzwischen hat sie die ursprüngliche SARS-CoV-2-Variante weltweit verdrängt.
Mehr Details zur B.1.1.7-Linie findet ihr hier. Wieso man die Linie B.1.1.7 nennt, kannst du hier nachlesen.
Um sich ein Bild davon zu machen, wo die verschiedenen Mutationen der B.1.1.7-Linie zu finden sind, empfiehlt sich ein Blick in einen Beitrag der New York Times. Die Autoren haben das Virus inklusive aller Mutationen graphisch aufgearbeitet.
Diese Variante ist erstmals in Südafrika aufgetaucht und ist auch als B.1.351-Linie bekannt. Sie trägt ebenso wie B.1.1.7 die Mutation N501Y. Was Wissenschaftler allerdings mehr beunruhigt, ist die Mutation namens E484K. Sie scheint eine Immunevasion des Virus und Reinfektionen zu ermöglichen. Untersuchungen haben gezeigt, dass Antikörper, die gegen andere Virusvarianten gebildet wurden, gegen die E484K-Mutation weniger wirksam sind.
Kürzlich hieß es aus dem südafrikanischen Expertengremium, dass diese Variante zwar um 50 Prozent ansteckender sei als die ursprüngliche Variante, aber nicht tödlicher.
Diese Varianten wurde erstmals in Brasilien nachgewiesen und entstammen der B.1.1.7-Linie. Eine Tochtervariante von B.1.1.28 ist P1 und wurde erstmals in Manaus entdeckt. Alle drei Varianten besitzen die oben erwähnte E484K-Mutation. Aus Brasilien stammen auch die ersten Berichte von Reinfektionen. Zwei Mitarbeiterinnen des Gesundheitswesens infizierten sich mit den Varianten B.1.1.33 bzw. B.1.1.28. Beide Frauen waren einige Monate zuvor schon einmal mir SARS-CoV-2 infiziert gewesen, heißt es in einem Forschungsbericht.
Jetzt gibt es offenbar auch eine deutsche Virus-Variante. Bei einem Ausbruch am Klinikum Garmisch-Patenkirchen soll eine Variante nachgewiesen worden sein, die weder die britische noch die südafrikanische oder brasilianische Variante sein könne, sagte der stellvertretende ärztliche Direktor des Klinikums, Dr. Clemens Stockklausner. Viel weiß man noch nicht über sie, außer dass sie unter anderem die Mutation 69/70del aufweist. Auch die britische Variante trägt diese Mutation.
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