Bringen die Impfungen gegen COVID-19 die Corona-Tests durcheinander? Oder lässt sich per Schnelltest nachweisen, ob eine Impfung wirklich anschlägt? Die Antwort lautet: Jein.
Was machen die jetzt zunehmend eingesetzten COVID-19-Impfungen eigentlich mit den SARS-CoV-2-Tests? Kann ich einen Schnelltest, eine PCR, einen Antikörpertest benutzen, um mal kurz nachzusehen, ob die Impfung tut, was sie soll und/oder mein Körper eine Immunreaktion auslöst? Und, klinisch relevanter: Kann es zu falsch positiven Tests bei geimpften Menschen kommen? Intuitiv könnte man auf die Idee kommen, dass die Tests vielleicht anschlagen müssten. Einige Impfstoffe sind ja letztlich Bauanleitungen für den Körper, SARS-CoV-2-Proteine zu produzieren.
Wir haben beim Paul-Ehrlich-Institut (PEI) nachgefragt, wie das ist mit den Impfstoffen und den Corona-Tests. Für die derzeit verimpften mRNA-Impfstoffe – also den von Pfizer/Biontech und den von Moderna – gilt, dass nur die für das Spike-Protein codierende Sequenz, das so genannte S-Gen, in Form von mRNA verimpft wird. Bei dem AstraZeneca-Impfstoff – und auch bei dem Impfstoff von Johnson & Johnsons bzw. Janssen, zu dem demnächst Phase-III-Daten vorliegen werden – wird das Spike-Protein in Form von doppelsträngiger DNA in einem Impfvirus verimpft. Demnach können bei den derzeitigen bzw. demnächst zu erwartenden Impfstoffen schon ganz prinzipiell nur solche Testsysteme ansprechen, die das S-Gen oder das daraus hergestellte S(pike)-Protein nachweisen.
Wie sieht das nun konkret bei den PCR-Nachweisen mit vorausgehender reverser Transkription (RT-PCR) aus? Da gibt es natürlich eine Reihe unterschiedlicher Testsysteme. Bei vielen RT-PCR Testsystemen werden dem PEI zufolge mehrere verschiedene Bereiche des SARS-CoV-2-Genoms parallel nachgewiesen, die nicht das S-Gen umfassen. Das PEI legt sich fest: „Hier ist ein positiver Test aufgrund einer erfolgten Impfung bei sachgerechter Durchführung nicht möglich.“
Bei RT-PCR-Systemen, deren Zielstrukturen das S-Gen beinhalten, gebe es dagegen eine theoretische Möglichkeit für einen positiven Gennachweis insbesondere bei den DNA-Impfstoffen. Dazu müsste das verimpfte Genom an die Abstrichstelle, sprich Nasenrachen kommen. Dies sei schon wegen der Entfernung von der Impfstelle am Oberarm zum Nasenrachen eher unwahrscheinlich, so das PEI. Selbst wenn sich ein verimpftes Gen in den Nasenrachen verlaufen würde, wäre das Testergebnis auffällig, weil die RT-PCR dann bei anderen Zielstrukturen nicht anschlägt.
Interessanter für die „Überprüfung“ der Impfung in Eigenregie bzw. für die Frage eventueller falsch positiver Tests sind ohnehin die Antigenschnelltests. Als Reaktion auf die Impfung, sei es mit einem mRNA- oder einem DNA-Impfstoff, produziert der Körper Virusantigen, sprich Spike-Protein. Da müsste dann doch etwas zu sehen sein, oder?
Leider oder glücklicherweise ist das ebenfalls eher nicht der Fall. Der Grund ist, dass die meisten kommerziell erhältlichen, CE-zertifizierten SARS-CoV-2-Tests eben nicht das S-Protein nachweisen, sondern das sogenannte N-Protein. Kein (falsch) positiver Antigen-Schnelltest nach erfolgter Impfung also, bzw. im Umkehrschluss: Infektionen bei einem geimpften Menschen, so sie auftreten und zu einem Viral Load oberhalb der Nachweisgrenze führen, bleiben mit den Schnelltests prinzipiell nachweisbar.
Nach aktuellem Kenntnisstand des PEI gibt es derzeit nur einen CE-zertifizierten Antigenschnelltest, der das S-Protein nachweist, der COVID-19 Antigen Rapid Test Strip des chinesischen Herstellers Koch Biotechnology Beijing. Dieser könnte nach einer Impfung zumindest temporär anschlagen. Auch hier ist es nach Auffassung der Impfstoff- und Testexperten vom PEI allerdings sehr unwahrscheinlich, dass ausreichende Mengen des S-Proteins am Abstrichort landen, um den Schnelltest wirklich positiv werden zu lassen. Insgesamt dürfte damit die Sorge vor falsch positiven Ergebnissen von Antigen-Schnelltests in Folge von Impfungen eher unbegründet sein.
Ein bisschen anders sieht es bei den ebenfalls als Schnelltests erhältlichen Antikörpertests aus. Diese weisen bekanntlich nicht das Virus, sondern die Immunreaktion dagegen nach, allerdings mit einem zeitlichen Abstand von mehreren Wochen. „Hier wäre es zu erwarten, dass im zeitlichen Abstand zur Impfung Antikörper als mögliches Korrelat zum Impferfolg nachweisbar wären“, so das PEI. Ob das so ist, dürfte sich in den nächsten Wochen zeigen.
Bildquelle: Hakan Nural, unsplash