Sechs Monate nach einer Corona-Infektion sind die B-Gedächtniszellen potenter als kurz danach. Das ist ein weiterer Hinweis darauf, dass die Immunität gegen SARS-CoV-2 längerfristig anhält.
Neutralisierende Antikörper verschwinden schon wenige Monate nach einer SARS-COV-2-Infektion. So lautete im letzten Jahr das Ergebnis einiger Studien, was zur Sorge führte, dass die Immunität nur von kurzer Dauer sein könnte. Doch nimmt man die anderen Bestandteile des Immunsystems in den Blick, dann weiß man, dass das nicht der Fall ist. So zeigten kürzlich mehrere Studien, dass die meisten Genesenen auch acht Monate nach der Infektion mit SARS-CoV-2 über genügend Immunzellen verfügen, um das Virus abzuwehren und eine Erkrankung zu verhindern (wir berichteten).
Eine wichtige Rolle spielen die Spike-spezifischen B-Gedächtniszellen. Das zeigt einmal mehr eine aktuelle Nature-Studie, in der die Forscher die humorale Immunantwort von 87 Probanden nach einem und sechs Monaten nach einer Corona-Infektion analysierten.
Sechs Monate nach der Infektion betrug der Spiegel der IgM- und IgG-Antikörper, die sich gegen die Rezeptorbindende Domäne (RBD) des Spike-Proteins richten, nur noch ein Fünftel des ursprünglichen Höchstwertes. Im Gegensatz dazu war die Anzahl der RBD-spezifischen B-Gedächtniszellen unverändert. Die von den B-Zellen exprimierten Antikörper hatten sich nach sechs Monaten weiterentwickelt (somatische Hypermutation) und wiesen zudem eine erhöhte Potenz und eine Resistenz gegen RBD-Mutationen auf. Das deutet darauf hin, dass die Immunabwehr möglicherweise auch Re-Infektionen effektiv verhindern kann. Dafür spricht auch, dass es bislang nur sehr wenige Fälle von Re-Infektionen gab.
Die Immunreaktion scheint nach überstandener Infektion auch noch länger aufrecht erhalten zu bleiben. Dafür könnten auch virale Proteinfragmente in Geweben sorgen, die eine potenzielle Antigenquelle darstellen. Dies ist neben der Antigenpräsentation auf Zellen eine weitere Möglichkeit des Immunsystems, sich längerfristig an einen bereits bekannten Erreger zu erinnern. Die Forscher entnahmen dazu bei 14 asymptomatischen Probanden vier Monate nach der Infektion Biopsien des Dünndarms. In den Proben von sieben Probanden waren tatsächlich virale Proteinfragmente nachweisbar.
„Die Take-Home-Message ist, dass Menschen, die infiziert waren, sechs Monate später persistente B-Gedächtniszell-Immunantworten haben, die das Virus neutralisieren können, und das auch noch sehr gut“, sagte Studienleiter Michel C. Nussenzweig. „Wir wissen nicht, wie lange der Schutz anhält, aber es könnte eine sehr lange Zeit sein. Es könnten Jahre sein.“
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