Pandemie-bedingt finden psychotherapeutische Behandlungen zurzeit oft per Video statt. Ist die Qualität der Behandlung bei der Videosprechstunde besser oder schlechter als bei einer Sitzung in der Praxis? Eine Meta-Studie liefert die Antwort.
Millionen von psychotherapeutischen Sitzungen wurden seit dem Beginn der Pandemie digital durchgeführt. Für alle Patienten und Therapeuten, die noch nicht mit Beratungsplattformen wie mentavio.com zu tun hatten, war die psychotherapeutische Fernbehandlung eine ganz neue Erfahrung. Auch wenn der persönliche Kontakt per Video ein anderer ist, wollen 90 Prozent der Psychotherapeuten laut einer Umfrage der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) an der Videosprechstunde festhalten.
Unter Patienten in psychotherapeutischer Behandlung ist die Akzeptanz der Fernbehandlung ebenfalls groß. Nur 20 Prozent lehnen den digitalen Kontakt von sich aus ab. Auch hier dürften die Erfahrungen aus der Pandemie einen positiven Eindruck hinterlassen haben. Schätzungen zufolge wird die Psychotherapie per Video deshalb auch in Zukunft relevant bleiben und langfristig sogar weiter an Bedeutung gewinnen. Aber ist das auch im besten Interesse von Therapeuten und Patienten?
Funktioniert die Videosprechstunde in der Psychotherapie?
Für viele Patienten und auch Therapeuten ist die persönliche Beziehung ein wichtiges Element der psychotherapeutischen Behandlung. Diese Beziehung ist bei der Behandlung per Video tatsächlich schwächer ausgeprägt. Bei dem Ausgang der Behandlung ergibt sich ein anderes Bild: Hier sind die Ergebnisse online und offline annähernd identisch. Diese Ergebnisse stammen aus einer aktuellen Meta-Studie, die im Februar im Fachjournal Clinical Psychology Review erscheint. Untersucht wurden dafür 57 einzelne wissenschaftliche Studien, die insgesamt mehr als 4.300 Patienten beinhalten.
Das bedeutet, dass die tatsächliche Anwesenheit von Patienten für den Erfolg einer psychotherapeutischen Behandlung nicht entscheidend ist. Psychotherapeutische Videositzungen und Sitzungen vor Ort funktionieren in etwa gleich gut. Die Fernbehandlung ist also genau so wirksam wie die Behandlung in der Praxis. Dennoch gibt es bestimmte Voraussetzungen, die bei der Fernbehandlung in der Psychotherapie zu beachten sind.
Für wen ist die Video-Psychotherapie geeignet?
Patienten in akuten Krisen, die große Verzweiflung oder sogar suizidalen Gedanken verspüren, können im Rahmen der Fernbehandlung möglicherweise nicht ausreichend betreut werden. Das gleiche gilt für Menschen, die nicht über ein videofähiges Endgerät verfügen oder mit diesem nicht umgehen können. Andererseits kann der digitale Zugang zu kompetenter Hilfe eine große Chance sein. Das gilt insbesondere für Patienten, die sonst für jede Sitzung eine weite Strecke zurücklegen müssten. Gleichzeitig profitieren Therapeuten, die flexibel über ihre Arbeitszeiten und ihren Arbeitsort entscheiden wollen. Insgesamt sind Videosprechstunden in der Psychotherapie also eine attraktive Option, die sowohl für Therapeuten als auch für Patienten sinnvoll sein kann – je nach Fall alternativ oder ergänzend zu einer Behandlung in der Praxis.
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