Nächste Woche soll die Frühtherapie von COVID-19-Patienten mit Antikörpern losgehen. Neue Daten werfen jetzt folgende Frage auf: Lässt sich COVID-19 mithilfe von passiver Immunisierung auch komplett verhindern?
Das US-Pharmaunternehmen Regeneron hat am späten Dienstag per Pressemitteilung Zwischenergebnisse einer weiteren klinischen Studie zum Einsatz monoklonaler Antikörper in der Prävention von COVID-19 bekanntgegeben. Diese „passive Immunisierung“ ist ein bisher noch nicht sehr intensiv beforschtes Anwendungsfeld. Antikörper werden derzeit, wenn sie eingesetzt werden, zur Frühtherapie im stationären Umfeld genutzt. Rücken sie bald deutlich nach vorn?
Der Regeneron-Cocktail REGN-COV enthält die beiden Antikörper Casirivimab und Imdevimab, beide spezifisch gegen das SARS-CoV-2 Spike-Protein gerichtet. Bei den jetzt vorgestellten Daten handelt es sich um Ergebnisse einer Studie, die das Unternehmen gemeinsam mit der US-Behörde National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID) durchführt, einer Unterabteilung der NIH.
Es handelt sich um eine Präventionsstudie der klinischen Phase 3, bei der der Antikörper-Cocktail als passive Immunisierung bei noch nicht SARS-CoV-2 infizierten Menschen mit Placebo verglichen wird. Anders als im therapeutischen Kontext wird der Antikörper dafür als Injektion und nicht als Infusion gegeben, und zwar subkutan in einer Dosis von 1200 mg. Damit ist er deutlich leichter zu applizieren und könnte bei Hochrisikopatienten im ambulanten Umfeld zum Einsatz kommen.
Die jetzt vorgestellten Interimsergebnisse beziehen sich auf insgesamt 400 Studienteilnehmer, 223 in der Placebogruppe und 186 in der Verumgruppe. Es zeigte sich, dass symptomatische SARS-CoV-2 Infektionen zu 100 % verhindert wurden: Kein einziger Teilnehmer der Verumgruppe, aber 8 von 223 Placebo-Probanden entwickelten eine symptomatische COVID-19-Erkrankung. Asymptomatische Infektionen traten auf, doch auch diese waren seltener: 10 von 186 Probanden in der Verumgruppe, also rund 5 %, entwickelten eine asymptomatische SARS-CoV-2-Infektion, gegenüber 23 von 223 Probanden, also rund 10 %, in der Placebogruppe.
Auch den Viral Load haben sich die Studienleiter angesehen. Bei Infektionen in der Placebogruppe war dieser im Mittel um mehr als zwei Zehnerpotenzen höher. Entsprechend deutlich länger waren Viren bzw. Virusbestandteile bei den nicht passiv immunisierten Studienteilnehmer auch nachweisbar. Und: Kein einziger Teilnehmer in der Verumgruppe hatte eine hohe Viruslast, definiert als mehr als 10 hoch 4 Kopien pro Milliliter. In der Placebogruppe war das bei 62 % der Probanden der Fall.
Insgesamt sprächen diese Daten dafür, dass der REGEN-COV Cocktail als passive Immunisierung sowohl Erkrankungen verhindert und die Krankheitslast senkt als auch – über den niedrigeren Viral Load – die Übertragung des Virus zumindest bremst. Wie lange der Effekt anhält, ist freilich unklar. Vor einer Woche hatte das Unternehmen Lilly für seinen Antikörper Bamlanivimab analoge Ergebnisse präsentiert, ebenfalls per Vorabmeldung.
Bildquelle: Nikita Tikhomirov, unsplash