In den USA haben sich schätzungsweise 16,8 Millionen Menschen mit SARS-CoV-2 infiziert – ohne es zu wissen. So lautet das Ergebnis einer aktuellen Seroprävalenz-Studie.
In der Studie, die auf dem Preprint-Server medRxiv erschienen ist, analysierten Forscher die Seroprävalenz einer repräsentativen Gruppe mit 11.382 US-Bürgern. Keiner der Teilnehmer war bis dato positiv auf SARS-CoV-2 getestet worden. Die Mehrheit (88,7 %) der Proben wurde zwischen dem 10. Mai und dem 31. Juli 2020 entnommen. Mittels ELISA untersuchten Forscher die Blutproben auf das Vorhandensein von Anti-Spike- und Anti-RBD-Antikörpern.
Wie sich herausstellte, lag die undiagnostizierte Seropositivitätsrate bei 4,6 % (95 % CI: 2,6 - 6,5 %, vollständige Daten von 8.058 Probanden). Dabei gab es eine deutliche regionale Variabilität, mit erhöhter Seropositivität in Orten früher Ausbrüche. Während der ersten Infektionswelle im Frühjahr/Sommer 2020 hatten also schätzungsweise 4,6 % der erwachsenen US-Amerikaner eine vorherige undiagnostizierte SARS-CoV-2-Infektion.
Unter Verwendung dieser durchschnittlichen Rate über den Studienzeitraum schätzen die Autoren, dass es knapp 5 nicht diagnostizierte Fälle pro diagnostiziertem Fall gab. Hochgerechnet auf die US-Bevölkerung sind das 16,8 Millionen Bürger, die unwissentlich bereits infiziert waren.
Einer Subgruppenanalyse zufolge lag die höchste geschätzte nicht diagnostizierte Seropositivität bei jüngeren Teilnehmern (18–45 Jahre, 5,9 %), Frauen (5,5 %), Afro-Amerikanern (14,2 %), Hispanoamerikanern (6,1 %) und Stadtbewohnern (5,3 %). Eine niedrigere nicht diagnostizierte Seropositivität war hingegen bei Personen mit chronischen Krankheiten ermittelt worden.
Die Studie legt nahe, dass SARS-CoV-2 in den ersten sechs Monaten der Pandemie in den USA schon weiter verbreitet war, als es die Zahl der diagnostizierten Fälle suggerierte.
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