Trotz Pandemie: Künstliche Befruchtung gefragt

Trotz Pandemie: Künstliche Befruchtung gefragt2020 ist ein neues Rekordjahr bei den Kinderwunschbehandlungen. Das hat eine Auswertung des Deutschen IVF-Registers ergeben.Mehrmals im letzten Jahr hat das Deutsche IVF-Register Sonderauswertungen zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Reproduktionsmedizin erstellt. Nun liegen die Behandlungszahlen für das Gesamtjahr 2020 vor.Die Ergebnisse

Während des ersten Lockdowns im März und April verzeichneten die universitären Kinderwunschzentren 60 % weniger Behandlungen. Bedingt wird dies durch die fast ubiquitäre Verpflichtung, keine neuen Behandlungen starten zu dürfen, um Kapazitäten freizuhalten.

Auch die niedergelassenen Praxen verlieren mit 27 % weniger Behandlungen deutlich. Dies wird durch teilweise selbstauferlegte Aussetzungen neuer Behandlungen bedingt.

Bis zum Jahresende sind deutliche Steigerungen zu sehen. Nicht erkennbar sind die externen Maßnahmen der Lockdowns ab November. Es sind auch keine Zentren bekannt, die den Start neuer Behandlungen aussetzen mussten oder aussetzten.

Der Abschwung im Dezember 2020 zeigt nicht den zweiten Lockdown, sondern ist jahreszeitgemäß.

Die Verteilung

Die Reproduktionsmedizin in Deutschland beendet das schwierige Jahr 2020 mit einem Plus bei der Anzahl der Behandlungen von 9,3 %.

Bei den 113 in dieser Auswertung eingeschlossenen Zentren wurden 2020 über 108.000 Behandlungen begonnen, der Vergleichswert zu 2019 liegt bei gut 99.000 Behandlungen.

Die universitären Kinderwunschzentren schließen das Jahr 2020 in etwa auf dem Vorjahresniveau. Sie konnten bis Jahresende die extreme Lücke aus dem ersten Lockdown demnach aufholen, aber am generellen Wachstum nicht weiter partizipieren.

Das weiterhin überdurchschnittliche Wachstum der Auftauzyklen wird auch 2020 deutlich.

Interessant sind die sehr deutlichen regionalen Unterschiede der prozentualen Entwicklungen: Unter anderem Berlin, Hamburg und Rheinland-Pfalz liegen sehr deutlich über dem nationalen Schnitt.

Die großen Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Bayern liegen unter dem nationalen Schnitt.

Hypothesen

Der Kinderwunsch scheint größer zu sein als Sorge und Bedenken wegen Corona für Mutter und Kind.

Patienten hatten mehr Zeit, sich mit dem Thema Kinderwunschbehandlung auseinanderzusetzen und/oder Homeoffice-Konstellationen erhöhen die zeitliche Flexibilität.

Finanzielle Mittel, die für einen 2020 ausgefallenen oder reduzierten Urlaub geplant waren, wurden in eine Kinderwunschbehandlung investiert.

Grundsätzlich sieht die Fachgesellschaft im Coronavirus keine größeren Gründe zur Besorgnis. Der Tenor der Fachgesellschaft ist weitestgehend, keine Bedenken zu haben und einem bestehenden Kinderwunsch nachzugehen.

Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung des Deutschen IVF-Registers. Die Originalpublikation findet ihr hier. Bildquelle: Kelly Sikkema, Unsplash
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