Für Risikoverhalten gibt es eine gemeinsame genetische und neurobiologische Grundlage. Die genetische Disposition für Risikofreude ist in mehreren Arealen des Gehirns abgebildet. Das zeigt jetzt eine Studie.
Ein internationales Forschungsteam der Universität Zürich hat in einer Studie untersucht, welche genetischen Ausprägungen mit Risikoverhalten korrelieren. Auf dieser Basis haben die Wissenschaftler in einer separaten Stichprobe Voraussagen zur Risikofreude gemacht und untersucht, ob sich Gehirne von Personen mit einer genetischen Disposition für Risikobereitschaft von den Gehirnen weniger risikofreudiger Personen unterscheiden. „Wir fanden sowohl funktionale als auch anatomische Unterschiede“, fasst Dr. Gökhan Aydogan die Erkenntnisse zusammen
Spezifische Ausprägungen zeigten sich dabei in mehreren Hirnarealen. Zu finden sind sie im Hypothalamus, wo über die Ausschüttung von Hormonen die vegetativen Funktionen des Körpers gesteuert werden sowie im Hippocampus, der für das Abspeichern von Erinnerungen wesentlich ist.
Auch im dorsolateralen präfrontalen Cortex, der ein wichtige Rolle bei Selbstkontrolle und kognitivem Abwägen spielt, in der Amygdala, die unter anderem die emotionale Reaktion auf Gefahren steuert und im ventralen Striatum, das bei der Verarbeitung von Belohnungen aktiv wird, sind die Ausprägungen zu sehen.
Messbare anatomische Unterschiede, die im Kleinhirn entdeckt wurden, überraschten das Team. Diese werden in Studien zu Risikoverhalten normalerweise nicht einbezogen – in der Annahme, dass es hauptsächlich in feinmotorische Funktionen involviert ist.
„Es scheint, als würde das Kleinhirn in Entscheidungsprozessen wie dem Risikoverhalten dennoch eine wichtige Rolle spielen“, so Aydogan. „Im Hirn von risikobereiteren Personen fanden wir weniger graue Substanz in diesen Arealen. Wie diese graue Substanz das Verhalten beeinflusst, muss allerdings noch untersucht werden.“
Die Studie betritt in mehrerer Hinsicht Neuland: Es ist das erste Mal, dass die Grundlagen von Risikoverhalten anhand einer so großen und repräsentativen Stichprobe von 25.000 Personen untersucht werden. Zudem ist es die erste Studie, die mögliche Einflussfaktoren – die genetische Prädisposition sowie Unterschiede in Anatomie und Funktion von Gehirnarealen – nicht alleinstehend, sondern in Kombination untersucht.
Offen bleibt derzeit noch, inwiefern die Zusammenhänge zwischen genetischer Disposition, neurobiologischen Ausprägungen und Risikoverhalten kausal sind. Aydogan: „Wie genau das Zusammenspiel von Umwelt und Genen unser Risikoverhalten beeinflusst, bedarf weiterer Forschung.“
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung der Universität Zürich. Die Originalpublikation haben wir euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Loic Leray, Unsplash