Apotheker sollten Patienten mit Neurodermitis vor Pollen warnen, so das Ergebnis einer aktuellen Studie. Was Forscher schon lange vermutet hatten, lässt sich jetzt auch wissenschaftlich belegen. Provokationstests spielen auch eine wichtige Rolle, um neue Therapien zu entwickeln.
Neurodermitis tritt in erster Linie durch juckende, schuppende, nässende Hautausschläge in Erscheinung. Neben einer individuell angepassten Basispflege mit harnstoffhaltigen Cremes verordnen Ärzte anhand eines Schemas zur Stufentherapie lokale Glukokortikoide und gegebenenfalls lokale Calcineurinhemmer wie Tacrolimus. Darüber hinaus sollten Patienten Risikofaktoren vermeiden. Jetzt ist es erstmals gelungen, Zusammenhänge mit Gräserpollen herzustellen.
Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Toxikologie und Experimentelle Medizin ITEM und der Klinik für Dermatologie, Allergologie und Venerologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) machten die Probe aufs Exempel. Sie rekrutierten Probanden mit Neurodermitis und setzten diese in einem speziellen Provokationsraum Wiesenpollen aus. Innerhalb weniger Stunden verschlechterte sich das Hautbild signifikant, und Entzündungsmarker schnellten nach oben. Jetzt wollen Forscher testen, inwieweit sich die Pollenprovokation auch therapeutisch einsetzen lässt.
Dass es durchaus neue Ansatzpunkte bei entzündlich-allergischen Erkrankungen gibt, zeigen Arbeiten mit DNAzymen, also synthetischen Nukleinsäuren mit enzymatischer Aktivität. Ein Molekül mit dem Namen SB010 hemmt den Transkriptionsfaktors GATA-3, der für Entzündungsreaktionen und damit einhergehende Symptome verantwortlich ist. Erhielten Patienten mit allergischem Asthma 28 Tage lang das neue Therapeutikum, hatten sie bei Provokationstests eine deutlich bessere Lungenfunktion, verglichen mit Placebos. Auf Basis dieser Erkenntnisse testen Forscher jetzt, inwieweit sich SB010 auch bei Neurodermitis einsetzen lässt. Die „Wiese im Labor“ wird als Provokationstest auch hier eine wichtige Rolle spielen.