Die Deutsche Sporthochschule Köln hat sich mit den Essgewohnheiten im eSport beschäftigt. Da kann sich so mancher Analog-Normalo noch was abschauen.
Die Augen starr auf den Bildschirm gerichtet, die Tüte Chips im Anschlag, und unterhalb der Tischplatte wächst der Schwimmreifen aus Bauchfett ungezügelt in alle Richtungen – das ist so ungefähr das Computer-Gaming-Klischee aus ernährungsmedizinischer Sicht. In Zeiten von Corona, in denen Schülerinnen und Schüler dank Lockdown regelmäßig eine hohe einstellige Stundenzahl pro Tag vor den Bildschirmen verbringen, ist das Thema aktueller denn je. Hilfe, mein Kind wird unfit!
Doch wie zwangsläufig ist dieser Zusammenhang? Aufschluss gibt die heute in dritter Auflage vorgestellte eSports Studie der Deutschen Sporthochschule in Köln. Unter Leitung von Prof. Dr. Ingo Froböse wurden insgesamt 820 eSportler unterschiedlicher Professionalisierungsstufen befragt. Während sich die beiden Vorläuferstudien auf den Zusammenhang zwischen eSports und körperlicher Fitness bzw. zwischen eSports und Medienkonsum und mentaler Gesundheit fokussierten, konzentrierte sich die aktuelle Befragung, die erstmals nicht auf einem eSports-Event, sondern dank Pandemie rein online stattfand, auf das Ernährungsverhalten der eSportler.
Zu den Besonderheiten des eSports gehört, dass es sich eher um Marathonläufe als um Kurzstreckenläufe handelt. Die eSportler sitzen oft lang vor dem Bildschirm, und weil es nicht zuletzt auf Reaktionsfähigkeit ankommt, müssen sie sehr konzentriert sein. Entsprechend besagt das Klischee, dass eSportler einen Energie-Drink nach dem anderen konsumieren. Und tatsächlich sind Energy-Drink-Hersteller wichtige Sponsoren im eSport. Froböse und Kollegen können die Liebe zu Energy-Drinks im eSport teilweise bestätigen: Etwa 40 Prozent der Studienteilnehmer gaben an, dass sie regelmäßig Energy-Drinks zu sich nähmen, wobei die Dosis im Mittel nur knapp über einer Dose pro Woche lag. Man könnte es also auch so framen: 60 Prozent konsumieren keine Energy-Drinks, und die, die es tun, trinken oft nur wenig davon.
Dennoch, der Konsum sei in jedem Fall überdurchschnittlich hoch, so die Sportwissenschaftler. „Die großen Mengen an Zucker in diesen Getränken sind aus einer gesundheitswissenschaftlichen Perspektive sicher negativ zu sehen. Der Konsum sollte reduziert werden“, so Froböse. Er wies darauf hin, dass sich der kurzfristige Energiebedarf auch mit Nüssen oder gesüßtem Tee adäquat und weniger ungesund decken lasse.
Insgesamt freilich schneiden die eSportler in Sachen Ernährung nicht nur erstaunlich gut ab. Sie scheinen sich sogar überdurchschnittlich gesund zu ernähren. Der Gesamtzuckerkonsum sei nämlich signifikant geringer als in der Allgemeinbevölkerung. Egal ob Schokolade, Softdrinks aller Art oder sonstige Süßigkeiten: Bei all dem sind die eSportler zurückhaltender als andere.
Auch Fastfood und Fertigmahlzeiten kommen im Schnitt nur zweimal pro Woche auf den Speiseplan. Umgekehrt kocht die Hälfte der eSportler mindestens fünfmal pro Woche selbst. Auch das ist alles besser als der Durchschnitt. Mit anderen Worten: Die eSportler landen ernährungsmäßig eher dort, wo auch andere Sportler landen, und nicht so sehr in der Rubrik Couch-Potato. Besonders fleischarm werde sich im eSport allerdings nicht ernährt, so Froböse. Immerhin: Knapp 15 Prozent der eSportler ernähren sich den Ergebnissen zufolge vegan.
Bleibt die Frage, wie sich die Pandemie auf das Gesundheitsverhalten der eSport-Gemeinde ausgewirkt hat. Da eSportlern, mal von den Festivals abgesehen, ihre Sportplätze nicht weggenommen wurden, könnte man auf die Idee kommen, dass sich eher weniger verändert hat als bei anderen sportlichen Menschen. Das scheint auch der Fall zu sein. Gefragt nach tatsächlicher körperlicher Aktivität landete der durchschnittliche eSportler im Pandemiejahr bei neuneinhalb Stunden pro Woche.
Das ist sogar eine Stunde pro Woche mehr als im Vorjahr, und in jedem Fall auch wieder weit überdurchschnittlich. Und zumindest mit dieser Zahl können vielleicht auch pandemiegeplagte Eltern ein wenig Überzeugungsarbeit leisten: Schaut her, Juniors, Eure Helden machen jeden Tag ein bis zwei Stunden Sport. Ein gutes Vorbild auf Elternseite könnte natürlich auch helfen.
Die Studie haben wir euch im Text und auch hier nochmal verlinkt.
Bildquelle: Alex Haney, unsplash