Was macht der Darm von Wombats anders? Dieses Rätsel haben Wissenschaftler nun gelöst. Warum das interessant ist? Wombat-Kot ist viereckig.
Menschen lieben Würfel – aber nur ein Tier kann diese selber produzieren: der Nacktnasenwombat. Die pelzigen australischen Beuteltiere sondern jeden Tag fast 100 sechseckige Köttel pro Tier ab. Eine Fähigkeit, die Wissenschaftler lange Zeit vor ein Rätsel gestellt hat. Jetzt wollen Forscher herausgefunden haben, wie der Wombat-Darm diesen außergewöhnlichen Kot produziert.
„Diese Studie ist wirklich gut“, wird Sunghwan Jung, ein Biophysiker an der Cornell University zitiert. Er studiert die Mechanik von Tierbewegungen und war selber nicht an der Forschung beteiligt. Die Studienergebnisse zeigten, so Jung, dass der Magen-Darm-Trakt dieser Tiere „sehr speziell“ sei.
Der bis zu 35 Kilogramm schwere Nacktnasenwombat (Vombatus ursinus) lebt in den Grasebenen und Eukalyptuswäldern Australiens, wo er seine Nächte mit dem Fressen von Pflanzen und seine Tage in unterirdischen Tunneln verbringt. Er ist ein territoriales Tier und hinterlässt seinen ungewöhnlichen Kot als eine Art Visitenkarte. Aber wie kann solch scharfkantiger Kot aus einem runden Anus kommen?
Wombat-Köttel; die meisten viereckig. Quelle: Yang et al.
Um dem Geheimnis auf den Grund zu gehen, sezierten die Wissenschaftler erstmals 2018 einen Wombat, der nach einem Autounfall gestorben war. Sie untersuchten den Darm und fanden heraus, dass dieser zwei Furchen enthält, in denen er elastischer ist. Für die aktuelle Studie sezierten die Forscher zwei weitere Wombats und untersuchten dieses mal die Muskel- und Gewebeschichten des Darms und fanden Regionen mit unterschiedlicher Dicke und Steifigkeit. Dann erstellten sie ein mathematisches 2D-Modell, um zu simulieren, wie sich die Regionen mit den Rhythmen der Verdauung ausdehnen und wieder zusammenziehen. Die Darmabschnitte zögen sich über mehrere Tage zusammen und drückten den Kot zusammen, während Nährstoffe und Wasser aus dem Kot gezogen würden, berichtet das Forscher-Team in der treffend betitelten Zeitschrift Soft Matter.
Die steiferen Teile des Darms sind „wie ein festes Gummiband – sie ziehen sich schneller zusammen als die weichen Bereiche“, erklärt David Hu, Biomechanik-Forscher am Georgia Institute of Technology und Autor der Studie. Weichere Darmregionen ziehen sich langsamer zusammen und formen die letzten Ecken des Würfels. Bei anderen Säugetieren ist die wellenförmige Peristaltik der Darmmuskulatur in alle Richtungen gleichmäßig. Aber beim Wombat formen das gefurchte Gewebe und die unregelmäßigen Kontraktionen über viele Zyklen hinweg die festen, flachen Würfel.
Bleibt nur noch ein Rätsel: Warum entwickelte der Wombat überhaupt kubischen Kot? Hu spekuliert, dass die Tiere auf Felsen und Baumstämme klettern, um ihr Revier zu markieren, und dass der flache Kot von diesen hohen Sitzstangen nicht so leicht herunterrollen kann.
Was die Welt mit dieser neuen Information anfangen soll, das bleibt offen. Diese besondere Strategie des Wombats könnte jedoch beispielsweise Ingenieuren helfen, bessere Wege zu finden, wertvolle oder empfindliche Materialien zu formen, so das Fazit der Autoren.Hu glaubt auch, dass dieses Wissen Forschern helfen könnte, Wombats in Gefangenschaft aufzuziehen. „Manchmal ist ihr Kot nicht so kubisch wie der von [wilden] Wombats“, gibt er zu bedenken. Und: Je eckiger der Kot ist, desto gesünder ist wohl auch der Wombat.
Die Studienergebnisse haben wir euch im Text und nochmal hier verlinkt.
Bildquelle: Marcello Gennari, unsplash