Israels Impfstrategie zeigt Erfolge. Doch bei allem Optimismus: Nicht alle machen mit. Die Infektionszahlen sind weiterhin hoch – und viele Impfdosen landen im Müll.
Unter den OECD-Ländern hat Israel mit durchschnittlich 800 Neuinfektionen pro einer Million Einwohner pro Tag zwar die höchsten Werte täglicher Neuinfektionen, bei der COVID-bedingten Todesrate hingegen schneidet das Land am besten ab. Dass sich das Impfen gegen COVID-19 lohnt, zeigen die aktuellen Zahlen in Israel: Seit Mitte Januar wurden bei den über 60-Jährigen 56 % weniger Infektionsfälle, 42 % weniger Klinikaufnahmen und 34 % weniger kritisch-kranke Fälle sowie 35 % weniger COVID-bedingte Todesfälle verzeichnet. Mit der zweiten Dosis wurde vor 3 Wochen begonnen.
Doch auch hier entstehen neue Probleme. Medienberichten zufolge muss der lagernde Impfstoff teilweise entsorgt werden. Der Grund: Die Impfbereitschaft ist nicht so hoch wie erhofft.
Vor ein paar Wochen sei die Nachfrage noch groß gewesen. Vor dem Impfzelt am Rabinplatz in Tel Aviv habe ein Kommen und Gehen geherrscht, nach und nach seien Patienten per automatischen Ansagen zu ihrem Impftermin aufgerufen worden. Jetzt stünden manchmal auch „nur etwa 10 Menschen vor dem Eingang. Und auch im Zelt ist es ziemlich leer“, heißt es in einem Beitrag der Tagesschau. „Laut einer Umfrage des Senders KAN hat etwa ein Drittel der Bevölkerung Bedenken. Und ausgerechnet in den Teilen der Bevölkerung, in denen die Infektionsraten besonders hoch sind, scheint auch die Impfskepsis größer zu sein“, heißt es darin weiter.
Ziel ist es, pro Tag 200.000 Menschen zu impfen. Obwohl mittlerweile jeder im Alter von 16 Jahren und älter geimpft werden darf, wird derzeit aber nur die Hälfte an Impfungen erreicht. Das führt dazu, dass viele Dosen im Müll landen, wie Times of Israel schon Ende des vergangenen Jahres berichteten. Damals war von über 400 entsorgten Dosen die Rede, mittlerweile dürften es deutlich mehr sein.
Wie Medien kürzlich berichteten, verfolgt die israelische Regierung den umstrittenen Plan, sogenannte grüne Pässe für Personen einzuführen, die bereits zwei Dosen der mRNA-Vakzine erhalten haben. Mit einem solchen Pass soll man zum Beispiel Hotels, Fitnesscenter oder Restaurants besuchen dürfen.
Um die Impfungen an den Mann und die Frau zu bringen, sind nun auch ungewöhnliche Methoden willkommen. Zwei Telefonkommunikationsfirmen, die insgesamt 4.000 Mitarbeiter zählen, kollaborieren mit einer Wohltätigkeitsorganisation: Mit jeder Impfung gegen COVID-19 spenden Mitarbeiter eine heiße Mahlzeit an Bedürftige. Eine Supermarktkette bezahlt Mitarbeitern die Zeit, die sie benötigen, um sich impfen zu lassen als Arbeitszeit aus. Eine Café-Kette kündigte an, geimpftem Personal einen Bonus zu zahlen. Das versprach auch eine Schweizer Matratzenfirma und legt noch einen freien Tag oben drauf, wie ein TV-Kanal berichtet.
Ob und wie sehr solche Maßnahmen greifen, wird sich in den nächsten Wochen zeigen.
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