Neuen Ergebnissen der RECOVERY-Studie zufolge kann der IL6-Rezeptor-Antagonist das Sterberisiko schwer erkrankter COVID-19-Patienten senken. Sollte der monoklonale Antikörper doch zum Einsatz kommen?
Das Arthritis-Medikament Tocilizumab senkt das Sterberisiko bei schwer erkrankten COVID-19-Patienten. Dies geht aus neuen Ergebnissen der RECOVERY-Studie hervor, in der seit März letzten Jahres eine Reihe potenzieller Therapien für die Erkrankung getestet werden. Die Ergebnisse wurden jetzt auf dem Preprint Server medRxiv veröffentlicht.
Zwischen dem 23. April 2020 und dem 25. Januar 2021 wurden 4.116 Personen in die Studie eingeschlossen. Von ihnen benötigten 14 Prozent eine invasive mechanische Beatmung, 41 Prozent erhielten nicht-invasive Atemunterstützung, und 45 Prozent bekamen nur Sauerstoff angeboten. Insgesamt 3.385 (82%) Patienten erhielten systemische Kortikosteroide.
Die Studie umfasste 2.022 Covid-19-Patienten, die nach dem Zufallsprinzip zusätzlich zur Standardbehandlung mit Tocilizumab behandelt wurden, und 2.094 Patienten, die ausschließlich die übliche Standardbehandlung erhielten. Innerhalb des Versuchszeitraumes von 28 Tagen verstarben 596 (29%) der Patienten mit der zusätzlichen Tocilizumab-Behandlung und 694 (33%) der Patienten mit der Standardbehandlung (Rate Ratio 0,86; 95% Konfidenzintervall 0,77-0,96; p=0,007).
Die Behandlung mit Tocilizumab – das von der Schweizer Firma Roche unter dem Markennamen Actemra® vertrieben wird – verkürzte auch die Zeit bis zur Genesung und reduzierte den Bedarf an mechanischer Beatmung.
Letztes Jahr wurde festgestellt, dass Dexamethason als erstes Medikament die Sterberate bei COVID-19-Patienten reduziert. Die neuesten Ergebnisse deuten darauf hin, dass der IL-6-Rezeptor-Inhibitor Tocilizumab einen zusätzlichen Nutzen bietet, wenn er zusammen mit Steroiden wie Dexamethason eingesetzt wird.
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Bisher war die Datenlage zum Einsatz des Antikörpers bei COVID-19 eher dünn (DocCheck berichtete) – doch die neusten Ergebnisse machen vielen Wissenschaftlern wieder Hoffnung.
„In Kombination eingesetzt, ist die Wirkung beträchtlich“, erklärt Martin Landray von der Universität Oxford, einer der leitenden Forscher der Studie. Athimalaipet Ramanan von der University of Bristol ergänzt in einer Stellungnahme: „Nach Dexamethason ist dies der bedeutendste Fortschritt in der Behandlung von Covid.“
Die Studienergebnisse findet ihr im Text und hier verlinkt.
Bildquelle: National Cancer Institute, unsplash