Lange wurden sie gefordert, jetzt sollen sie im großen Stil zum Einsatz kommen: Schnelltests auf SARS-CoV-2. Auch Selbsttests für Laien sollen demnächst erhältlich sein. Die Neuigkeiten im Überblick.
Warum wird in Deutschland nicht viel mehr getestet? Diese Fragen stellen sich in Hinsicht auf die Corona-Maßnahmen in dieser Pandemie viele Menschen. Es hat ganz schön lange gedauert, doch nun scheint es in puncto Schnelltests einen Schritt in die richtige Richtung zu gehen.
So hat das Bundesgesundheitsministerium jetzt angekündigt, dass es ab Anfang März kostenlose Schnelltests für die ganze Bevölkerung geben soll, und zwar Schnelltests, die von geschultem Personal durchgeführt bzw. angeleitet werden. Apotheken sind ein immer wieder genannter Ort für diese Tests, aber natürlich sind auch andere Testlokalisationen denkbar.
„Bei den [Antigenschnelltests, die schon auf dem Markt sind,] ist es so, dass wir Rahmenverträge abgeschlossen haben in einer Größenordnung von 50 bis 60 Millionen pro Monat für den deutschen Markt“, so Spahn auf der heutigen Pressekonferenz. Das sei aber nur eine Mindestmenge. Die meisten Hersteller könnten deutlich mehr liefern.
Wie in der heutigen Pressekonferenz des Bundesgesundheitsministers nochmals deutlich wurde, geht es der Politik aber nicht nur um die angeleiteten Schnelltests, sondern auch um Selbsttests für Laien. Die soll es demnächst zu kaufen geben – und zwar überall. Auch den Verkauf von Selbsttests im Discounter hält Spahn für denkbar und möglich.
Wie sieht es hier mit der Zulassung aus? „Bislang wurden beim BfArM fast 30 Anträge auf Sonderzulassung von Laien-Tests gestellt. Damit die Tests von Laien sicher angewendet werden können und einen wirksamen Beitrag zur Pandemiebekämpfung leisten, muss Sorgfalt das oberste Prinzip in den Prüfverfahren sein. Deshalb hängt die Prüfdauer in erster Linie von der Qualität und Vollständigkeit der bei uns eingereichten Daten ab, insbesondere mit Blick auf unerlässliche Informationen zur Gebrauchstauglichkeit. Alle Anträge auf Sonderzulassungen werden vom BfArM mit höchster Priorität behandelt, um solche Tests so schnell wie möglich verfügbar zu machen“, so ein BfArM-Sprecher auf Anfrage von DocCheck.
Wann könnte es so weit sein? „Aktuell gehen wir auf Basis der bislang vorliegenden Antragsunterlagen davon aus, dass wir die ersten Sonderzulassungen Anfang März erteilen können. Unabhängig von diesen Sonderzulassungen durch das BfArM sind allerdings weitere Antigen-Tests zur Laienanwendung über die CE-Kennzeichnung durch Zertifizierungsstellen zu erwarten. In diesen regulären Weg des Marktzugangs für Medizinprodukte ist das BfArM jedoch nicht eingebunden“, so das BfArM.
Was die Verfügbarkeit und den Einsatz von Schnelltests angeht, wirkt es ein wenig so, als hätte es schon seit längerer Zeit genügend Tests gegeben und als wären die Kapazitäten hier nicht ausgereizt worden. Durch eine Änderung der Medizinprodukte-Abgabeverordnung könnten alle Unternehmen der kritischen Infrastruktur seit dem 1. Februar diese Tests beziehen, wie Spahn betont. „Es gibt hunderte, wenn nicht tausende Unternehmen, die Schnelltests beziehen können.“ Diese Information scheint aber noch nicht durchgedrungen zu sein.
In Hinsicht auf Testungen an Schulen schildert Spahn die Situation so: „Bei den Testangeboten für Lehrerinnen und Lehrer, sich einmal wöchentlich testen zu lassen“ hätten etwa „10 bis 20 Prozent der Lehrerschaft, je nach Bundesland, das regelmäßig genutzt“. Dass diese Quote eher niedrig ausfiel, muss nicht allein auf eine fehlende Bereitschaft zurückzuführen sein. Ob überhaupt jede Schule über diese Möglichkeit Bescheid wusste, ist unklar.
Medial erfährt man kaum etwas über Schulen und andere Institutionen, die bereits routinemäßig Antigenschnelltests auf SARS-CoV-2 durchführen. Aber es gibt sie: „Wir testen seit dem 17. Juni 2020“, verriet uns Jens-Arne Buttkereit vom Internatsgymnasium Birklehof auf Anfrage. „Die Mehrheit der Schülerinnen und Schüler wohnt in Wohngemeinschaften auf dem Gelände, deshalb haben wir natürlich noch einmal ganz andere Anforderungen als eine übliche Schule“, so der Geschäftsführer der Schule. „Alle aus den Sommerferien anreisenden Schülerinnen und Schüler wurden getestet – dies war Voraussetzung für die Aufnahme ins Internat. Immer am letzten Tag der Ferien, bei Rückkehr in das Internat, wird getestet.“ Und die Positivrate? „Die liegt durchgehend bei Null. Kinder mit erkrankten Verwandten, Kontakptersonen oder Symptomen reisen erst gar nicht an, sondern kurieren sich zu Hause aus, bzw. leisten dort die Quarantäne ab. Eltern finden das Konzept gut, die Kosten trägt die Schule.“
Für die anstehende Zeit nach dem Lockdown scheint es in Berlin erste Pläne zu Testungen mit Antigenschnelltests an Schulen zu geben. Test-Kits im Wert von 32 Millionen Euro sind hier vorgesehen. Zwei Selbsttests pro Person und Woche sollen demnach an Schulen verteilt werden. Sie können (freiwillig) zu Hause angewendet werden. Zum Einsatz soll ein Produkt kommen, bei dem ein vorderer Nasenabstrich ausreicht und das laut BfArM eine Trefferquote von 97,1 Prozent erreicht. „Für Kita-Kinder wird es keine Tests geben – auch keine Tests, die die Eltern vornehmen könnten“, heißt es im Tagesspiegel.
Wie es nach einem positiven Schnelltestergebnis weitergeht, hängt vom Getesteten selbst und/oder vom Testkontext ab. Ein positiver Schnelltest bei einem Heilberufler wird in der Regel eine PCR nach sich ziehen. In anderen Kontexten ist das nicht automatisch der Fall. „PCR-Tests liefern die verlässlichsten Ergebnisse [.] Es ist weiterhin unsere Empfehlung, dass jeder positive Antigenschnelltest und später auch jeder positive Selbsttest tatsächlich nochmal PCR-bestätigt wird“, so der Bundesgesundheitsminister. Kontrollieren lässt sich das bei den Selbsttests nicht. Aber wenn sich auf Basis eines Selbsttests ein relevanter Anteil der positiv getesteten Menschen selbst in Quarantäne begibt, wäre epidemiologisch auch schon einiges gewonnen. Denn die meisten dieser Positiven wären sonst wahrscheinlich gar nicht entdeckt worden.
Bildquelle: Marc-Olivier Jodoin, Unsplash