Adhäsionen nach Bauch-OPs können den Betreffenden die Lebensqualität verhageln. Jetzt gibt es Hinweise auf einen möglichen Schutz durch eine Statin-Therapie.
Bauchoperationen können Leben retten, aber sie können auch unangenehme Folgen haben. Bis zu 90 Prozent aller Patienten mit Bauch- oder Beckenoperationen entwickelten Adhäsionen, betonen Sue Fu, Kirbi Yelorda und Lisa Knowlton von der Abteilung für Chirurgie der Stanford University in einem Beitrag für JAMA Network Open. Viele Betroffene merken von diesen Adhäsionen wenig. Aber zumindest bei einigen entwickeln sich obstruktive Symptome, besonders im Dünndarm-Bereich. Dort seien mehr als die Hälfte aller obstruktiven Symptome mit Adhäsionen vergesellschaftet, so die Chirurginnen. Adhäsionen sind auch teuer: Allein in den USA sind sie für annähernd eine Million Krankenhaustage pro Jahr verantwortlich. Das entspricht im US-Gesundheitswesen Kosten von 2,3 Milliarden US-Dollar.
Viel Raum für funktionierende Prävention also. In diesem Zusammenhang sind zwei Kohortenstudien interessant, über die Frank Scott von der Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie der Universität Colorado und Kollegen jetzt ebenfalls in JAMA Network Open berichten. Die beiden Kohorten wurden bevölkerungsrepräsentativ auf Basis von Versorgungsforschungsdatenbanken gebildet und umfassen insgesamt 1,3 Millionen Versicherte, die sich intraabdominellen Operationen unterzogen hatten. Bei der einen Kohorte handelte es sich um eine britische Kohorte von 1996 bis 2013 mit knapp 150.000 Patienten. Die US-Kohorte umfasste knapp 1,2 Millionen Patienten zwischen 2000 und 2016. Wer bereits vor der Indexoperation obstruktive gastrointestinale Beschwerden hatte, wurden für die Auswertung nicht berücksichtigt.
Die ausgewerteten Patienten waren zum Zeitpunkt der Operation im Mittel knapp 50 Jahre alt. Primärer Endpunkt waren adhäsionsbezogene Komplikationen (ARC), und verglichen wurden jene Patienten, die zum Zeitpunkt der Operation ein Statin einnahmen mit jenen, bei denen das nicht der Fall war. Bei insgesamt 1,4 Prozent der operierten Patienten in der britischen und bei 4,6 Prozent in der US-amerikanischen Kohorte kam es im Analysezeitraum 2012 bis 2020 zu einer ARC. In beiden Kohorten war eine Statin-Therapie mit einem signifikant geringeren ARC-Risiko assoziiert. Konkret betrug die Hazard Ratio nach umfangreicher Adjustierung für Alter, Geschlecht, diverse Begleiterkrankungen, Art und Ort des operativen Eingriffs sowie Tabakkonsum 0,81 (95% KI 0,71–092) in der britischen und 0,92 (95 % KI 0,90–0,95) in der US-amerikanischen Kohorte. Wurden Dünndarmobstruktionen separat ausgewertet, war das Risiko um 20 Prozent bzw. 12 Prozent geringer.
Wie immer bei Studien, die Korrelationen und nicht Kausalitäten beschreiben, stellt sich die Frage, was tun damit. Die Autoren zumindest sehen insofern deutliche klinische Implikationen, als der Effekt groß genug sei, um einen präventiven Nutzen von Statinen bei elektiver Bauchchirurgie prospektiv zu untersuchen. Die Frage ist, ob solche Studien jemand macht, zumal bei generischen Medikamenten.
Pathophysiologisch mache die Beobachtung in den beiden Kohortenstudien jedenfalls Sinn, darauf weisen die Kommentatorinnen aus Stanford hin. Denn Adhäsionen entstehen nicht einfach so, sondern sie werden über Entzündungskaskaden vermittelt, an denen Cyclooxygenasen sowie Zytokine beteiligt sind, die fibrosefördernd wirken. Für Statine ist aus zahlreichen In-vitro-Untersuchungen bekannt, dass sie entzündungsfördernde Zytokine aller Art herunterregulieren. Gleichzeitig sind die der Chirurgie zur Verfügung stehenden Möglichkeiten der Adhäsionsprävention begrenzt. Im Wesentlichen geht es um schonendes Operieren. Adhäsionsprophylaktische Wirkstoffe oder Membranen existieren, aber die klinischen Studien dazu sind oft durchwachsen und sie sind auch nicht in allen Situationen einsetzbar.
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