Sie erhielt ein Lungentransplantat, danach starb sie. Die Empfängerin hatte sich bei der Spenderin mit SARS-CoV-2 infiziert. Es könnte der erste bekannte Fall sein, bei dem das Virus bei einer Organtransplantation übertragen wurde.
In dem Fallbericht aus den USA heißt es, dass die Spenderin vor ihrem Tod keine Anzeichen einer SARS-CoV-2-Infektion aufwies. Ein PCR-Test eines Nasen-Rachen-Abstrichs vor der Transplantation war zudem negativ ausgefallen. Die Spenderin hatte bei einem Autounfall schwere Kopfverletzungen erlitten, an denen sie verstarb. „Wir hätten die Lunge auf keinen Fall benutzt, wenn wir einen positiven Corona-Test gehabt hätten“, erklärt Co-Autor der Studie, Dr. Daniel R. Kaul.
Drei Tage nach der Operation bekam die Empfängerin Fieber, ihr Blutdruck fiel ab und ihre Atmung wurde schwerfällig. Die Bildgebung zeigte Anzeichen einer Lungeninfektion. Die Ärzte beschlossen, sie auf SARS-CoV-2 zu testen. Ein Nasen-Rachen-Abstrich war negativ. Doch Proben, die im Vorfeld bei einer bronchoalveolären Lavage aus ihren neuen Lungen gewonnen wurden, kamen mit positivem Testergebnis aus dem Labor zurück.
Auch einer der bei der OP anwesenden Chirurgen infizierte sich und erkrankte an COVID-19, erholte sich aber wieder vollständig. Bei einer genetischen Analyse stellte sich heraus, dass sich die Patientin und der Chirurg eindeutig bei der Spenderin angesteckt hatten. Die zehn anderen Mitglieder des OP-Teams sowie andere Klinikmitarbeiter infizierten sich nicht.
Der Zustand der Patientin verschlechterte sich zusehends und konnte trotz eingeleiteter COVID-19-Therapie inklusive Remdesivir und Rekonvaleszentenplasma nicht verbessert werden. Zwei Monate nach der Transplantation verstarb die Frau. Zu diesem Zeitpunkt waren die PCR-Tests positiv.
Organspender werden während der Pandemie routinemäßig auf SARS-CoV-2 getestet, obwohl dies vom Organ Procurement and Transplantation Network (OPTN), das Transplantationen in den USA überwacht, nicht vorgeschrieben ist. Insgesamt sind Virusübertragungen von Organspendern auf die Empfänger sehr selten. Eine Studie kommt zu dem Ergebnis, dass sie bei weniger als 1 Prozent der Transplantatempfänger auftritt. Dennoch unterstreiche der Einzelfall die Notwendigkeit einer umfangreicheren Probenahme vor der Transplantation, insbesondere in Gebieten mit hohen Raten von SARS-CoV-2-Infektionen, heißt es im Bericht.
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