„Corona-Schnelltests sind eine riesengroße Chance für die Pandemiebekämpfung“, sagt uns Jonas Binding von der Initiative RapidTests. Damit der Plan aufgeht, nennt er einige Bedingungen.
Seit kurzem wird unter Experten ein Konzeptpapier zur breiten Anwendung von Antigenschnelltests diskutiert. Verfasst wurde das Schreiben von der Initiative RapidTests, zu der auch Biophysiker Jonas Binding zählt. Uns hat er in einem Statement erklärt, worum es beim sogenannten TRACE-Modell geht.
In Corona-Schnelltests sieht Binding eine riesengroße Chance für die Pandemiebekämpfung – und zwar als zusätzliche Maßnahme zu den bereits bestehenden. Man müsse Menschen auch die Möglichkeit geben, sich selbst zu testen, mit dem Ziel, bei einem positiven Test sofort in die Selbstisolation zu gehen. „Natürlich gibt es bei Selbsttests auch potenziell Risiken. Wenn man den Leuten vermittelt, dass der Selbsttest die Möglichkeit gäbe, sich freizutesten und sicher zu sein, dass man nicht ansteckend ist, dann besteht die Gefahr, dass die Leute unvorsichtig werden“, wie er uns im exklusiven Video-Statement erklärt.
Das entwickelte TRACE-Modell soll allen Beteiligten bei der Durchführung und Organisation solcher Testungen als Handlungsleitfaden dienen. Dabei handelt es sich um einen Ansatz mit 5 Säulen: Testen, Reaktion, App, Compliance/Kommunikation, Evaluation. Die Kernaussage des Schriftstücks: „Antigen-Schnelltests können dazu beitragen, SARS-CoV-2-Eintragungen in Bildungs- und Betreuungseinrichtungen (Schulen, Kitas, Kinderhorte etc.) frühzeitig zu erkennen und somit Ausbrüche zu verhindern.“
Was ein negatives Testergebnis eben nicht bedeute, betont Binding noch einmal konkret: „Es muss klar sein, dass ein negatives Testergebnis bei einem Selbsttest nahezu keine Aussagekraft hat und das Verhalten der Person sich dadurch nicht ändern sollte“, so Binding. „Bei Leuten, die heute aufgrund von Kapazitätsgrenzen keinen Test bekommen„ könne der „Selbsttest als zusätzliche Möglichkeit“ dienen.
Wie die Testungen vonstattengehen sollen, wird im Konzeptpapier in folgenden Punkten beschrieben:
Bei Kleinkindern schlagen die Autoren eine „Tandem-Testung“ vor. Darunter verstehen sie regelmäßiges Testen der Eltern, zusätzlich oder anstatt des Kindes. Weiterhin muss klar sein, welche Reaktion ein Antigen-Schnelltest nach sich zieht. „Auch bei negativem Antigen-Schnelltest müssen die restlichen Schutzmaßnahmen (AHA+AL + ggf. Klassenteilung oder Wechselunterricht) unbedingt weiter befolgt werden“, heißt es weiter.
Wenn ein Antigen-Schnelltest positiv anschlägt, wird folgende Vorgehensweise empfohlen:
Mittlerweile hat das TRACE-Modell schon einige Befürworter. „Das nenne ich doch mal ein sehr gutes und durchdachtes Konzept, das uns dabei helfen kann, aus der Krise zu kommen. Tolle Arbeit“, twitterte etwa Virologin Melanie Brinkmann. „Sehr, sehr gutes beispielhaftes Konzept, wie Antigen-Schnelltests zur Selbstanwendung (zusätzl. zu PCR) einen großen Beitrag leisten können, Schulen und andere Einrichtungen sicher zu öffnen bzw. offen zu halten. Auch darüber hinaus viele kluge Gedanken! Lesenswert!“, so das Fazit von Marco Binder, ein namhafter Virologe am Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg.
Einen wichtigen Schritt in diesem Zusammenhang hat heute das BfArM getan, indem es die ersten drei Corona-Schnelltests zur Eigenanwendung durch Laien zugelassen hat (die Details dazu hier). „Tests sind eine Chance in dieser Phase der Pandemie. Die ab heute verfügbaren Selbsttests sind eine weitere Ergänzung. Ich bin zudem zuversichtlich, dass bald auch kostenlose Schnelltests zum Einsatz kommen können“, sagte auch der Bundesgesundheitsminister heute im ZDF-Morgenmagazin.
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