Forscher haben einen neuen Zelltyp entdeckt, der für das schnelle Wachstum des Glioblastoms verantwortlich ist. Durch die Entdeckung erhofft man sich, neue Wege für die Bkämpfung des aggressiven Tumors zu finden.
Es kommt nicht oft vor, dass Forscher noch einen neuen Zelltyp entdecken. Einem Team um Prof. Rainer Glaß von der Neurochirurgischen Klinik und Poliklinik des LMU Klinikums Großhadern ist dies nun gelungen. Diese Zellen mit dem Namen TAMEP treiben das schnelle Wachstum des Glioblastoms voran. Die Forscher wollen ihre Entdeckung für neue Therapien gegen die oft tödliche Erkrankung nutzen. Die Arbeit ist jetzt im Fachblatt Cell Systems erschienen.
Das Glioblastom ist der häufigste und zugleich bösartigste Hirntumor, an dem allein in Deutschland jährlich etwa 4.000 Menschen erkranken. „Etwa die Hälfte der Patienten überleben von der Diagnose an nur durchschnittlich 16 Monate“, sagt Glaß, „eine klinisch sehr unbefriedigende Situation.“ Zum einen wachsen die entarteten Zellen unglaublich aggressiv. Zum anderen bleiben die üblichen Waffen der Medizin im Kampf gegen den Krebs – Chirurgie, Strahlen- und Chemotherapie sowie zielgerichtete Therapie mit Medikamenten – weitgehend stumpf. Neue Behandlungsformen sind mithin dringend nötig.
In diesem Zuge braucht es innovative Forschung. Die Tumorzellen des Glioblastoms sind eingebettet in eine Nachbarschaft gesunder Zellen (Parenchym). Allerdings werden viele dieser Zellen vom Krebs manipuliert. Beispiel: Makrophagen sollten den Tumor eigentlich bekämpfen. Stattdessen sind sie so umprogrammiert, dass sie das Wachstum des Glioblastoms beschleunigen. Ein entscheidender Faktor für den Krebs, denn immerhin machen diese Makrophagen 30 Prozent der Zellmasse im Parenchym aus.
Glaß und seine Kollegen haben nun Zellen in diesem Tumormilieu gefunden, die bei oberflächlicher Betrachtung zunächst wie gewöhnliche Fresszellen aussahen. Doch als die Forscher des LMU Klinikums die Zellen genauer analysierten, befanden sie sich plötzlich mitten in einer Expedition in unbekanntes Gebiet. Mit einem Arsenal an High-Tech-Hilfsmitteln – genetisch veränderte Mäuse, intravitale Bildgebung, Einzelzell-Transkription, Immunfluoreszenzanalyse und Histopathologie – stellte sich heraus:
„Der Tumor schrumpfte zwar nicht vollständig“, sagt Glaß, „aber er kam über eine bestimmte Größe nicht mehr hinaus.“ Die Entdeckung habe therapeutische Bedeutung für die Therapie aggressiver Gehirntumore. So haben die Forscher begonnen, die Signalwege zu entschlüsseln, mit denen die TAMEP ihre verhängnisvolle Funktion umsetzen. Das Ziel: Ansatzpunkte im molekularen Geschehen zu finden, an die Medikamente binden können, die die Zellen ausschalten – und damit potenziell das Tumorwachstum bremsen können.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung des Klinikum der Universität München. Die Studie haben wir euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Anastasia Zhenina, unsplash