Bestimmte Chemikalien können das Brustkrebsrisiko erhöhen. Um diese hormonellen Effekte zu prüfen, werden bisher noch Tierversuche durchgeführt. Das könnte sich dank eines neuen Testverfahrens bald ändern.
Endokrine Disruptoren (EDs) sind hormonartig wirkende Substanzen, die unerwünschte Folgen für die Gesundheit haben können. So können Chemikalien das Brustkrebsrisiko erhöhen, wenn sie ähnlich wie das weibliche Geschlechtshormon Östrogen wirken.
Um hormonelle Effekte von chemischen Stoffen aufzuspüren, sind bislang noch Tierversuche vorgeschrieben. Am Deutschen Zentrum zum Schutz von Versuchstieren (Bf3R) ist nun ein Test entwickelt worden, der Hormonwirkungen an gezüchteten menschlichen Zellen testet. Mit Hilfe der Mikroskopie und künstlicher Intelligenz findet der sogenante E-Morph-Test zuverlässig Substanzen, die östrogenartige oder sogar gegenteilige Effekte haben können, wie das Forscherteam im Fachblatt Environment International berichtet. „E-Morph ist ein Meilenstein, um die bislang erforderlichen Tierversuche zum Nachweis hormonartiger Effekte eines Tages ersetzen zu können“, sagt Prof. Andreas Hensel, Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR).
Östrogenartig wirkende Substanzen können die Verbindung von Zellen der Brustdrüse lockern. Dadurch können Brustkrebszellen sich leichter aus dem Gewebe lösen – ein entscheidender Schritt bei der Metastasierung von Tumoren. Beim E-Morph-Test wird auf gezüchtete menschliche Brustkrebszellen eine Prüfsubstanz gegeben. Dann wird untersucht, ob sich die Zellkontakte wie unter Östrogeneinfluss lockern. Dieser Effekt ist im Mikroskop leicht zu erkennen und durch künstliche Intelligenz vollautomatisiert auswertbar.
Der robotergestützte Test samt Auswertung erfolgt rasch und ermöglicht das Überprüfen vieler Substanzen in kurzer Zeit. Zu den künftigen Anwendungsmöglichkeiten des Tests zählen neben der Prüfung von bereits vermarkteten Chemikalien auch jene, die vor der Markteinführung stehen. Der Test kann auch für das Entwickeln neuer Arzneimittel, das Verbessern diagnostischer Tests zum Nachweis von Brustkrebs sowie das Optimieren von Therapien genutzt werden.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung des Bundesinstituts für Risikobewertung. Die Studie haben wir euch hier und im Text verlinkt. Weitere Infos dazu findet ihr hier.
Bildquelle: Michael Dziedzic, Unsplash