Otilimab sollte eigentlich zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis zugelassen werden. Auf der Suche nach Medikamenten wurde der neue Antikörper jetzt auch als Mittel gegen COVID-19 getestet.
Der Granulozyten-Makrophagen-Kolonie-stimulierende Faktor (GM-CSF) ist oft Bestandteil von Medikamenten, die einer Stimulation des Immunsystems dienen. Ein Beispiel ist die Behandlung der Neutropenie: Hier wird eine künstlich hergstellte Form des Glykoproteins eingesetzt. Aber auch der umgekehrte Weg ist aus therapeutischer Sicht interessant: Der Antikörper Otilimab soll die Funktion von GM-CSF neutralisieren, indem es seine Interaktion mit dem Zelloberflächenrezeptor hemmt. Der Hersteller, GlaxoSmithKline (GSK), erhofft sich eine Zulassung in der Indikation rheumatoide Arthritis.
Angesichts der Corona-Pandemie wird der Antikörper auch an Patienten mit COVID-19 getestet. Jetzt liegen Ergebnisse der OSCAR-Studie vor (Otilimab in Severe COVID-19 Related Disease). Wie die Pharmazeutische Zeitung berichtet, untersuchte die randomisierte, doppelt verblindete Phase-II-Studie Wirksamkeit und Sicherheit einer intravenösen Infusion von Otilimab (90 mg) als Zugabe zur Standardtherapie. Darunter fielen Corticoide, Remdesivir sowie Rekonvaleszenten-Plasma. Primärer Endpunkt der Studie war, den Anteil der über 800 Teilnehmer festzustellen, die nach 28 Tagen noch lebten und kein Lungenversagen erlitten. Die Probanden waren erwachsene, hospitalisierte Patienten mit schwerer durch COVID-19 hervorgerufenen Lungenerkrankung.
Der Behandlungsunterschied mit Otilimab erreichte keine statistische Signifikanz, zeigte aber eine gewisse Verbesserung im Vergleich zur alleinigen Standardtherapie. Deutlich fiel das bei der Wirksamkeitsanalyse nach Patientenalter auf: Über 65 % der Probanden ab 70 Jahren waren im festgelegten Zeitraum nach einer Behandlung mit Otilimab am Leben und frei von Lungenversagen. Dies war nur bei knapp 46 % der Patienten mit ausschließlicher Standardtherapie gegeben. Auch in der Mortalitätsanalyse zeigte sich ein Behandlungsunterschied von gut 14,5 %. Nach 60 Tagen waren unter Otilimab 26 % der Probanden verstorben, in der Gruppe ohne zusätzliche Gabe des Antikörpers waren es über 40 % der 70-Jährigen und Älteren.
Eine These, warum der Antikörper bei älteren Probanden stärker wirkte, ist, dass GM-CSF in der Immunreaktion dieser Patienten auf COVID-19 eine größere Rolle spielt als bei jüngeren. Das erhöhe auch die Wahrscheinlichkeit eines schweren Krankheitsverlaufs. Einem Finanzportal zufolge wolle GSK Otilimab in Hinblick auf ältere Patienten nun weiter testen und die Ergebnisse bestätigen lassen.
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