Wenn Krebs in der Familie liegt, sind Patienten oft verunsichert. Ein neues Projekt soll die humangenetische Diagnostik von Betroffenen verbessern. Ziel ist auch, Versorgungslücken auf dem Land zu schließen.
Ein neuer Ansatz der Medizinische Hochschule Hannover (MHH) will die Versorgung von Patienten, in deren Familien gehäuft Tumorerkrankungen auftreten, verbessern. „Dazu werden wir das Projekt OnkoRisk NET starten, das flächendeckend den von einem Tumorrisikosyndrom Betroffenen eine humangenetische Beratung und Diagnostik bieten soll“, sagt Professorin Dr. Brigitte Schlegelberger, Leiterin des Instituts für Humangenetik der MHH. Der Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses fördert das Projekt „OnkoRisk NET – Kooperationsnetzwerk zur wohnortnahen Versorgung von Patienten und Familien mit einem genetischen Tumorrisikosyndrom“ unter Federführung der MHH mit rund 2,5 Millionen Euro.
In Deutschland erkranken jährlich fast eine halbe Million Menschen an Krebs. Mindestens fünf bis zehn Prozent dieser Tumorerkrankungen haben eine erbliche Ursache und treten als Tumorrisikosyndrom auf. Verantwortlich sind krankheitsverursachende Genveränderungen, die innerhalb der Familie vererbt werden können und zu einer familiären Häufung charakteristischer Tumorerkrankungen und Erkrankungen in jungem Lebensalter führen. Im Rahmen von genetischer Beratung und Diagnostik kann die Diagnose eines Tumorrisikosyndroms gesichert werden.
Die Diagnose ermöglicht eine personalisierte Prävention und Therapie und die Identifikation weiterer betroffener Familienmitglieder. In Deutschland fehlt dafür insbesondere im ländlichen Raum ein flächendeckender Zugang zur humangenetischen Patientenversorgung.
Privatdozentin Dr. Anke Bergmann, Dr. Johanna Tecklenburg und Professorin Dr. Brigitte Schlegelberger. Copyright: Karin Kaiser / MHH.reibung
„Wir sehen bei Krebspatientinnen und -patienten sowie ihren Familien einen großen Bedarf zur Abklärung einer möglichen erblichen Ursache der Erkrankung“, sagt Dr. Johanna Tecklenburg vom Institut für Humangenetik der MHH. Sie hat das Projekt auf den Weg gebracht hat. „Wir wissen zudem aus Studien und aus eigener Erfahrung, dass Patientinnen und Patienten nicht nur von präventiven Maßnahmen und Therapieoptionen, sondern auch auf psychosozialer Ebene von genetischer Beratung enorm profitieren.“
Mit dem Projekt OnkoRisk NET soll ein Kooperationsnetzwerk aus niedergelassenen Onkologinnen und Onkologen sowie Fachärztinnen und -ärzten für Humangenetik in den Bundesländern Niedersachsen und Sachsen geschaffen werden. Mit strukturierten Behandlungspfaden, Unterstützung bei der Indikationsstellung und Befundinterpretation und telemedizinischer genetischer Beratung sollen der Zugang zu genetischer Beratung, Diagnostik und risikoadaptierter Prävention bei genetischen Tumorrisikosyndromen in strukturschwachen Regionen gesichert werden.
Dieser Beitrag basiert auf einer Pressemitteilung der Medizinischen Hochschule Hannover.