Bei Organversagen im Endstadium ist die Organtransplantation die Behandlung der Wahl.1Während sich das kurzzeitige Outcome nach einer Transplantation in den letzten Jahrzehnten erheblich verbessert hat, bereiten die chronische Organabstoßung sowie Nebenwirkungen der immunsuppressiven Therapie weiterhin Sorgen.1
Ein möglicher Ansatz zur Begrenzung der Immunreaktionen und zur Behandlung der Graft-versus-Host-Disease (GvHD) ist die Therapie mit immunsuppressiven, regulatorischen T-Zellen (Treg).1–3 Dieser Behandlungsansatz soll das Gleichgewicht von überwiegend proinflammatorischen T-Zellen zu einer mit Treg angereicherten T-Zell-Population hin verschieben.4
Treg sind CD4+-T-Zellen, die sich abhängig von ihren Oberflächenmarkern, ihren Aktivierungsmechanismen und ihrer Funktionsweise in verschiedene Subpopulationen einteilen lassen.1 Sie nutzen eine Vielzahl von kontaktab- und unabhängigen Mechanismen, um ihre suppressive Funktion auf verschiedene Zellen wie CD4+- und CD8+-T-Zellen, Makrophagen, dendritische Zellen (DCs), natürliche Killerzellen und B-Zellen auszuüben.1 Viele Eigenschaften und Mechanismen der Treg-Populationen sind redundant, weshalb sie nicht vollständig zu unterscheiden sind.5
Die am besten zu identifizierenden Treg sind die aus dem Thymus stammenden CD4+ Treg.4 Sie exprimieren konstitutiv CD25 sowie den Transkriptionsfaktor Factor Forkhead box P3 (FoxP3).4 Zudem weisen sie eine geringe Expression des Oberflächenantigens CD127 auf.4 Ihre Population macht etwa 5 bis 10% aller peripheren CD4+-T-Zellen aus.6
Um Treg als Therapie bei der Organtransplantation verwenden zu können, werden sie zunächst aus peripherem Blut isoliert.4 Da die Anzahl der gewonnen Zellen gering ist, müssen sie im nächsten Schritt expandiert werden.1,4 Hierzu werden sie ex vivo in Gegenwart von hochdosiertem IL-2 mit anti-CD3/CD28-beschichteten Beads versetzt (polyklonale Expansion).1 Die gewonnene Zellpopulation ist jedoch nicht rein, sondern mit Effektor-T-Zellen kontaminiert.1 Um eine Infusion aktivierter Effektor-T-Zellen zu vermeiden und ein Auswachsen anderer Zellen zu verhindern, kann der Zellkultur Sirolimus zugefügt werden.4
Zudem besteht die Möglichkeit anstatt polyklonaler Treg Antigen-spezifische Treg zu verwenden, die zuvor mit aktivierten, allogenen B-Zellen in Gegenwart von IL-2 kultiviert wurden.1 Erste Daten weisen darauf hin, dass Antigen-spezifische Treg eine Alloimmunreaktion stärker unterdrücken als polyklonale Treg.1
Die fertig aufbereitete Zelltherapie wird den Patient*innen schließlich in Form einer Infusion verabreicht.1
Seit der ersten Treg-Infusion bei Patient*innen mit GvHD wurden mehrere klinische Studien der Phase I oder Phase I/II begonnen oder bereits abgeschlossen.5 Daten der groß angelegten ONE-Studie wurden 2020 veröffentlicht.7 Getestet wurde die Sicherheit und Wirksamkeit der Zelltherapie bei Nierentransplantationen sowie deren Einfluss auf das Immunsystem.7
Es zeigte sich, dass mit der Zelltherapie die immunsuppressive Therapie bei etwa 40% der Patient*innen reduziert und das Risiko für Nebenwirkungen minimiert werden konnte.7 Darüber hinaus erwiesen sich die Treg als ebenso sicher wie die üblichen Medikamente.7 Auch erkrankte keiner der Patient*innen an einer Infektion mit Herpesviren, die nach einer Transplantation häufig zu Komplikationen führt.7Nachfolgend soll nun die Phase-IIb TWO-Studie untersuchen, inwiefern autologe Treg genutzt werden können um den Bedarf für Immunosuppression nach einer Nierentransplantation zu minimieren.8
Obwohl mehrere Studien zur Zelltherapie vielversprechende Ergebnisse zeigten, bleiben noch viele Fragen offen. So müssen die optimale Konzentration und auch der beste Infusionszeitpunkt erst noch ermittelt werden.5 Auch zeigte sich, dass immunsuppressive Wirkstoffe wie Tacrolimus, Methylprednisolon oder Mycophenolat einen dosisabhängigen, negativen Einfluss auf die Viabilität und die Proliferation von Treg haben.10 Deshalb muss in weiteren Studien untersucht werden, welche Kombinationstherapie am wirksamsten ist und wie die Behandlungsschritte aufeinander abgestimmt werden können.5 Zudem ist die Zelltherapie sehr zeit- und kostenintensiv und Langzeitdaten fehlen bisher.5 Dennoch könnten sich mit der Zelltherapie zusätzliche Behandlungsmöglichkeiten ergeben. Hierzu bedarf es allerdings noch weiterer klinischer Studien.1
Referenzen: