Bei einem spanischen Reitturnier ist das Equine Herpesvirus 1 großflächig ausgebrochen. Mehrere Turnierpferde erkrankten akut. Jetzt fand man heraus: Ein besonders aggressiver EHV-Stamm breitet sich aus – auch außerhalb Spaniens.
Vor kurzem wurde das in Spanien abgehaltene internationale Reitturnier CES Valencia abgebrochen, da mehrere Pferde plötzlich erkrankten. Kurz darauf bestätigte ein nationales Referenzlabor vor Ort, dass es sich bei dem Erreger um das Equine Herpesvirus Typ 1 (EHV-1) handelt. Am 21. Februar wurde dann das Turnier durch den Weltpferdesportverband (FEI) offiziell beendet.
EHV-1 ist ein behülltes und sphärisches dsDNA-Virus. Die Erregerübertragung findet entweder direkt (durch Schleimhautkontakt) oder indirekt über Aerosole in Form einer Tröpfcheninfektion statt.
Herpesviren sind in der Lage, ruhende bzw. latente Infektionen hervorzurufen, weshalb infizierte Trägertiere unbemerkt die Erkrankung weitergeben können. Durch unterschiedliche Noxen (z. B. Stress) kommt es zur Reaktivierung der Viren und zur klinischen Manifestation der Infektion.
EHV-1 ist hochkontagiös und verursacht Aborte (Erreger des Virusabort der Stuten) und respiratorische sowie neurologische Symptome. Neben plötzlich einsetzendem hohen Fieber kommt es zu Ataxie, gestörter Bewegungskoordination, Kopfschiefhaltung, Schwäche der Hintergliedmaßen und Inkontinenz.
Bei trächtigen Stuten kann der Erreger während der virämischen Phase auch auf den Fötus übertreten. Durch die massiven Gefäßveränderungen (Thrombosen, Vaskulitiden und Gefäßnekrosen) kommt es letztendlich zur Plazentaablösung und zum Abort.
Der EHV-Ausbruch in Valencia hat nun weitreichende Konsequenzen für die Turnier- und Pferdewelt. Insgesamt haben am CES Valencia 752 Pferde aus der ganzen Welt teilgenommen. Viele Reiter sind bereits zu Beginn des Krankheitsausbruches ohne offizielles Gesundheitszertifikat aus Angst abgereist.
Es muss derzeit davon ausgegangen werden, dass zahlreiche dieser Pferde sowie Kontakttiere mit dem Erreger in Kontakt gekommen und nun in ihren Heimatländern sind. In Deutschland, Spanien und Belgien sind schon Krankheitsausbrüche bestätigt worden.
Da EHV-1 in vielen Ländern nicht melde- oder anzeigepflichtig ist, gestaltet sich die Überwachung schwierig. Die Sorge bei Pferdebesitzern ist demenstprechend groß, dass das Virus auch in den eigenen Stall eingetragen wird.
Die ersten Todesfälle sind schon verzeichnet und es gilt abzuwarten, wie weitreichend die Konsequenzen des EHV-Ausbruchs in Valencia tatsächlich sein werden.
Dieser Artikel beruht auf Berichten des Tierärzteportals vetline und der Deutschen Reiterlichen Vereinigung.
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