Nach einer Impfung mit Modernas Vakzin scheint es auch zu sehr späten lokalen Hautreaktionen kommen zu können. Eine Gruppe von Ärzten aus den USA berichtet von ihren Fällen. Die Bilder seht ihr hier.
In einem Brief, der im New England Journal of Medicine erschien, adressiert eine Gruppe von Ärzten um Kimberly G. Blumenthal das verzögerte Auftreten von lokalen Reaktionen an der Injektionsstelle nach einer Impfung mit dem Vakzin mRNA-1273 von Moderna.
Die Mediziner weisen auf eine klinische Phase-3-Studie von Baden et al. hin, welche unmittelbare Reaktionen an der Injektionsstelle beschreibt. Diese konnten dort bei 84,2 % der Teilnehmer nach der ersten Dosis beobachtet wurden. Die Studie zeige auch, dass verzögerte Reaktionen an der Injektionsstelle (mit einem Beginn am oder nach dem 8. Tag) bei 244 der 30.420 Teilnehmer (0,8 %) nach der ersten Dosis und bei 68 Teilnehmern (0,2 %) nach der zweiten Dosis auftraten. Die Reaktionen umfassten Erytheme, Verhärtungen und Druckempfindlichkeit. Sie wären typischerweise innerhalb der folgenden 4 bis 5 Tage abgeklungen und wurden von den Autoren nicht detaillierter charakterisiert.
Die Ärzte berichten, dass auch sie verzögert große lokale Reaktionen auf den mRNA-1273-Impfstoff, mit einem medianen Beginn an Tag 8 nach der ersten Impfung, beobachtet haben. Das Erscheinungsbild der Reaktionen war jeweils sehr variabel.
In ihrem Brief beschreiben die Ärzte eine Serie von 12 Patienten mit solchen Reaktionen, die alle in der Nähe der Injektionsstelle – nach vollständigem Abklingen der mit der Impfung verbundenen anfänglichen lokalen und systemischen Symptome – auftraten. Fünf der Reaktionen waren Plaques des Grades 3 (≥10 cm im Durchmesser). Einige Patienten hatten gleichzeitig systemische Nebenwirkungen, und unter diesen Patienten hatten 2 zusätzliche Hautbefunde. Die meisten Patienten erhielten eine symptomatische Behandlung (z. B. mit Eis und Antihistaminika). Einige Patienten erhielten Glukokortikoide (topisch, oral oder beides), und 1 Patient erhielt eine Antibiotikatherapie wegen einer vermuteten Phlegmone. Die Symptome verschwanden im Median 6 Tage nach Beginn.
Die Ärzte um K. Blumenthal schreiben: „Unser Verdacht auf eine verzögerte oder T-Zell-vermittelte Hypersensitivität wurde durch Hautbiopsien bestätigt, die von einem Patienten mit einer verzögerten großen Lokalreaktion gewonnen wurden, der nicht zu den 12 hier beschriebenen Patienten gehörte. Diese Proben zeigten oberflächliche perivaskuläre und perifollikuläre lymphozytäre Infiltrate mit seltenen eosinophilen Granulozyten und verstreuten Mastzellen.“
Da weder lokale Reaktionen an der Injektionsstelle noch Überempfindlichkeitsreaktionen vom verzögerten Typ eine Kontraindikation für eine nachfolgende Impfung darstellen, wurden alle 12 Patienten ermutigt, die zweite Dosis zu erhalten. Obwohl es bei der Hälfte der Patienten nicht zu einem Wiederauftreten großer lokaler Reaktionen kam, hatten drei Patienten erneut Reaktionen, die denen nach der ersten Dosis ähnlich waren. Weitere drei Patienten zeigte solche, die von geringerem Ausmaß waren als die nach der ersten Dosis. Das mediane Auftreten von Hautsymptomen nach der zweiten Dosis (im Median an Tag 2) war früher als nach der ersten Dosis.
Die Ärzte warnen, dass Kliniker möglicherweise nicht darauf vorbereitet seien, verzögerte lokale Reaktionen auf den mRNA-1273-Impfstoff zu behandeln. Angesichts der Ausweitung von Impfkampagnen auf der ganzen Welt würden diese jedoch wahrscheinlich bei den Patienten Besorgnis auslösen und zu vermehrtem Aufsuchen eines Arztes, einige Zeit nach der Impfung, führen. Diese Reaktionen würden bisher nicht konsequent erkannt, die Richtlinien bezüglich der zweiten Impfstoffdosis variierten, und viele Patienten hätten bisher unnötigerweise Antibiotika erhalten.
Die Allergologin und Forscherin K. Blumenthal, die auch an der Harvard Medical School unterrichtet, teilte ihre Ergebnisse auch auf Twitter. Als Reaktion berichten viele Menschen, dass es ihnen ähnlich ergangen war.
Als Therapie rät sie eine Behandlung mit oralen Antihistaminika wie Fexofenadin, sowie NSARs oder Paracetamol und eine Kühlung mit Eis.
Den “Letter to the editor“ von Blumenthal und ihren Kollegen haben wir euch hier. und auch im Text verlinkt.Bildquelle: Jo Lanta, Unsplash