Einem Forschungsteam der Neurochirurgischen Klinik und Poliklinik des LMU Klinikums Großhadern ist es kürzlich gelungen, einen neuen Zelltyp zu identifizieren, der das schnelle Wachstum von Glioblastomen vorantreibt.
Glioblastome gehören zu den diffus infiltrierenden, hochmalignen Gliomen und sind die häufigsten hirneigenen Neoplasien. Sie zählen nach WHO-Klassifikation zu den Grad-IV-Tumoren und gehen mit einer sehr schlechten Prognose einher. Glioblastome entstehen durch pathologische Vermehrung von veränderten Astrozyten und gehören deshalb auch zur Gruppe der Astrozytome.
Die Symptomatik kommt vor allem durch Kompression benachbarter Strukturen zustande. Eine der Reaktionen des umgebenden Parenchyms äußert sich in Form eines perifokalen Ödems, das durch die ausgeprägte Raumforderung für die Kompression verantwortlich ist. Bei Blutung oder Verlegung des Liquorabflusses können zudem Symptome eines Schlaganfalls oder Hydrozephalus hinzukommen.
Das Krebswachstum wird beim Glioblastom im besonderen Maß durch Förderung der Angiogenese (Gefäßneubildung) beschleunigt. Die neuen Gefäße sorgen dafür, dass der Tumor ausreichend mit Nährstoffen versorgt wird und neue Tumorzellen entstehen. Als wesentlicher Faktor für die Induktion der Angiogenese im betroffenen Gewebe wurden die Makrophagen identifiziert. Sie werden vom Krebs so manipuliert bzw. umprogrammiert, dass sie das Wachstum von Blutgefäßen beschleunigen.
Bei genauerer Untersuchung des Tumormilieus mittels FACS-Analyse fanden die Wissenschaftler Zellen, die zunächst wie normale Makrophagen aussahen. Diese stammen jedoch nicht, wie gewöhnlich, von myeloischen Stammzellen ab, sondern sind bisher noch unbekannten Ursprungs. Die parenchymale, atypische myeloide Komponente wurde zum namensgebenden Charakteristikum: tumorassoziierte Zellen mit einem myeloischen Expressionsprofil – TAMEP-Zellen.
Es konnten spezifische Marker bei TAMEP-Zellen von Mäusen und Menschen identifiziert werden. Sie stammen weder von Mikrogliazellen, noch von peripheren Monozyten ab, sondern werden von einer Fraktion von ZNS-residenten SOX2-positiven Vorläufern erzeugt. Durch einen gezielten SOX2-Knockout ließ sich das Wachstum der Tumore im Mausversuch um 60 bis 70 % hemmen, woraufhin sie eine bestimmte Größe nicht mehr überschreiten konnten.
Da die mittlere Überlebenszeit von Patienten mit Glioblastom trotz Behandlung oft nur 8 bis 18 Monate beträgt, gibt diese Forschung Hoffnung auf zumindest mehr Zeit bei der Tumorbekämpfung und im besten Fall eine erfolgreiche chirurgische Entfernung des Tumors.
Zukünftige Studien sollen nun weiter darauf abzielen, Ansatzpunkte im molekularen Geschehen zu finden, an die Medikamente binden können, die die Zellen ausschalten und das Tumorwachstum bremsen können.
Text- und Bildquelle: © Kälin et al. / Cell Systems // LMU Klinikum Headerbild: © Pixabay