Von viel Trinken bis antibiotischer Dauerprophylaxe – die Möglichkeiten rezidivierende Harnwegsinfekte zu vermeiden, stellen nicht immer zufrieden. Eine neuartige intravesikale Impfstrategie aus den USA soll das ändern.
Vor allem Frauen sind aufgrund ihrer deutlich kürzeren Harnröhre deutlich häufiger als Männer betroffen: Durch Krankheitserreger verursachte Infektionen der ableitenden Harnwege, auch Harnwegsinfekte (HWI) genannt, treten laut Deutscher Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) bei 50–70 % aller Frauen mindesten einmal im Leben auf. Zu den Risikofaktoren gehören neben dem weiblichen Geschlecht vor allem sexuelle Aktivität und zunehmendes Alter. Vor allem äußert sich ein Harnwegsinfekt durch suprapubische Schmerzen, Brennen beim Wasserlassen (Algurie), Dysurie, häufiges Wasserlassen (Pollakisurie) und ein imperativer Harndrang ohne Urinentleerung. Weiterhin kann es zu Inkontinenz, Makrohämaturie, sowie Geruch und Trübung des Urins kommen. Die ursächlichen Erreger lassen sich zu ca. 80 % der Gruppe der E. coli-Bakterien zuordnen.
Bekämpfung der Erreger
Symptomatische Harnwegsinfekte lassen sich durch eine antibiotische Therapie gut behandeln, doch ist das Rezidivpotenzial sehr groß. Möglichkeiten einer Prophylaxe rezidivierender Harnwegsinfekte beinhalten eine ausreichende Trinkmenge, Fruchtsäfte sowie eine antibiotische Dauerprophylaxe.
Ein neuer Ansatz der Duke University, USA, verspricht nun eine aussichtsreiche Therapie, um Rezidive und chronische Verläufe zu limitieren. Die Forschenden verabreichten in ihrer Studie HWI-erkrankten Mäusen einen Impfstoff direkt in die Harnblase. Impfungen zur Bekämpfung dauerhaft wiederkehrender Harnwegsinfekte werden zwar bereits angewendet, versprechen aber wenig Effektivität und können aufgrund der systemischen, intramuskulären Anwendung einige Nebenwirkungen zeigen. Der Ansatz einer intravesikalen Impfung ist daher einzigartig und konnte in der tierexperimentellen Studie einen Großteil der E. coli Besiedlung in der Harnblase ausmerzen, sowie nachfolgende HWI-Infektionen reduzieren.
Wie wirkt der Impfstoff?
Bei der neuartigen Methode steht eine adäquate Immunantwort im Fokus: Durch den gezielten Angriff der Bakterien soll eine „erlernte“ immunologische Reaktion stattfinden, die dann wiederum auch auf zukünftige Infektionen vorbereitet. Die Impfung besteht aus abgetöteten Antigenen uropathogener E. coli-Stämme (UPEC) und CpG-Oligodesoxynukleotiden, welche als synthetische DNA-Nukleotide Th1-Helferzellen anregen, eine zelluläre Immunabwehr zu initiieren. Diese Kombination aus Antigenen und zellulärer Rekrutierung zeigte in der Studie ein besseres Outcome sowie weniger Rezidive bei lokaler Injektion in die Harnblase im Vergleich zu intramuskulärer Applikation.
Die einzelnen Komponenten des neuen Impfstoffs sind bereits am Menschen erprobt und erwiesen sich in klinischen Studien als sicher und effektiv. Die Forschungsgruppe erhofft sich nun, dass das neue intravesikale Konzept in klinischen Studien vergleichbare Erfolge hervorbringen kann.
Die dazugehörige Studie ist im Text und hier verlinkt.
Bildquelle: © Markus Spiske, unsplash