Frauen haben nach einer Sectio seltener mit Geburtsfolgen zu kämpfen als nach einer vaginalen Geburt. Folgende Schwangerschaften stehen dann allerdings mit zahlreichen Komplikationen in Verbindung. Fehl- oder Totgeburten werden laut einer Metaanalyse wahrscheinlicher.
Ende 2017 hat das Statistische Bundesamt (DESTATIS) Zahlen zu Geburten in Deutschland veröffentlicht. Demnach kamen 30,5 Prozent aller Säuglinge per Sectio caesarea zur Welt (Stand 2016). Im Vergleichszeitraum 2015 waren es noch 31,1 Prozent. Das Saarland führt mit einer Kaiserschnittrate von 38,4 Prozent (2016) die Statistik an. Die wenigsten Kaiserschnitt-Entbindungen wurden mit 23,8 Prozent in Sachsen vorgenommen. Und nicht nur in Deutschland ist die Entbingdung per Sectio caesarea weit verbreitet: In Westeuropa kommt jedes vierte Kind per Kaiserschnitt auf die Welt, in den USA sogar jedes dritte. Doch welche gesundheitlichen Folgen ergeben sich nach einer Sectio? Diese Frage wollten Oonagh E. Keag und Sarah J. Stock aus Edinburgh mithilfe einer Metaanalyse beantworten.
Über medizinische Datenbanken suchten Keag und Stock nach Studien, bei denen Kaiserschnitte mit vaginalen Geburten verglichen wurden. Dabei werteten sie eine randomisierte kontrollierte Studie und 79 Kohortenstudien mit insgesamt 29.928.274 Personen aus. Im Vergleich zu Vaginalgeburten ergab sich aus der Analyse ein um 56 Prozent vermindertes Risiko für Harninkontinenz bei Kaiserschnitten (1.024 Fälle pro 7.306 Kaiserschnitt gegenüber 7.713 Fällen pro 51.594 Vaginalgeburten). Das Risiko für einen Prolaps uteri verringert sich laut Datenlage um 29 Prozent (116 pro 4.898 Frauen beim Kaiserschnitt versus 2.055 pro 34,310 bei Vaginalgeburten). Kamen Kinder per Sectio zur Welt, erhöhte sich ihr Risiko, bis zum 12. Lebensjahr an Asthma zu erkranken um 21 Prozent (4.788 Fälle pro 124.668 Kaiserschnitte versus 23.308 pro 763.292 Vaginalgeburten). Außerdem ergaben sich bei der Entbindungen per Skalpell um 59 Prozent erhöhte Adipositas-Risiken bis zum 5. Lebensjahr (834 Fälle pro 6.645 Kaiserschnitte versus 5.295 pro 57.468 Vaginalgeburten).
Weitere Schwangerschaften nach Kaiserschnitten standen mit zahlreichen Komplikationen in Verbindung. Die Autoren nennen ein um 17 Prozent erhöhtes Risiko für Aborte (2.060 von 19.106 in der Kaiserschnitt-Gruppe versus 12.663 von 132.306 bei vaginalen Geburten) sowie um 27 Prozent erhöhte Risiken einer Totgeburt (496 von 118.192 versus 1.905 von 585.370). Für Komplikationen wie eine Placenta praevia, also einer Fehllage der Plazenta, nahm das Risiko um 74 Prozent zu (5.039 von 1.025.692 versus 16.679 von 6.076.000). Die Gefahr einer Plazentalösung stieg sogar um 38 Prozent (6.047 von 858.208 versus 23,855 von 4.808.952).
Alle Unterschiede waren statistisch signifikant. „Da die Ergebnisse überwiegend auf Beobachtungsdaten beruhten, kann eine Kausalität nicht abgeleitet werden“, schreibt Keag hierzu. Kohortenstudien zeigen bekanntlich nur Assoziationen. Eine weitere Schwäche der Arbeit: Die analysierten Daten ließen es nicht zu, zwischen Wahl- und Notfallkaiserschnitten zu unterscheiden. Deshalb rät der Erstautor, entsprechende Resultate mit Vorsicht zu interpretieren. Ärzte sollten werdende Mütter ausführlich auf mögliche Risiken einer Sectio hinweisen. Vor allem bei fehlender medizinischer Indikation.