Von Chirurgen bis Gynäkologen: Sie alle wurden gefragt, wie glücklich sie während der Corona-Pandemie sind. Die Antwort: Weniger glücklich. Eine Berufsgruppe erwies sich jedoch als weitgehend resistent.
„Ich bin glücklich“. Diese Antwort gaben 89 Prozent aller Endokrinologen im März 2020. Damit führen sie das Glücksranking an, wie aus dem US-amerikanischen Medscape Endocrinologist Lifestyle, Happiness & Burnout Report 2021 hervorgeht.
Befragt wurden 12.000 Mediziner aus über 29 Fachbereichen zwischen Ende August und Anfang November. Sie sollten beantworten, wie glücklich sie sich im März gefühlt hatten, also in einer Phase, bevor es mit Corona so richtig losging. Die zweite Frage bezog sich auf den Befragungszeitpunkt im Herbst, also mitten in der Pandemie, und lautete: Wie glücklich sind Sie jetzt gerade?
Im März folgten nach den Endokrinologen direkt auf dem zweiten Platz Ärzte aus dem Bereich Public Health und Präventionsmedizin mit 88 Prozent. Den dritten Platz (86 %) teilen sich gleich mehrere Disziplinen: Orthopädie, plastische Chirurgie und Ophthalmologie (Augenheilkunde). Am unteren Ende der Skala bewegten sich mit 78 Prozent die Internisten und Intensivmediziner, das Schlusslicht bildeten die Infektiologen. Sie kamen auf nur 69 Happiness-Prozent.
Im Mittelfeld entlang der 80 Prozent tummeln sich Fachbereiche wie zum Beispiel Psychiatrie, Urologie, Pathologie oder Kardiologie.
Die Corona-Pandemie sorgt für eine leichte Verschiebung der Liste und einen deutlichen Glücklichkeits-Drop. Zwar führten auch im Herbst 2020 noch die Endokrinologen das Ranking an, doch auch die Glücklichsten kommen nur noch auf 73 Prozent. Danach folgen die HNOs (70 %) auf dem zweiten und die Allgemeinchirurgen (67 %) auf dem dritten Platz.
Die letzten traurigen Plätze erreichen nicht einmal mehr die 50 Prozent: Intensivmediziner und Rheumatologen gaben 49 Prozent an, Pneumologen 47 Prozent. Dass Corona in der Ärzteschaft seine Spuren hinterlässt, wird besonders deutlich, wenn man sich die Infektiologen ansieht: Auch hier landen sie wieder ganz hinten – waren es im März noch 69 Prozent, sank die Zufriedenheit im Herbst auf 45 Prozent. Im Mittel sanken die Glücksgefühle aller Fachbereiche zusammengenommen von 82 Prozent im Frühjahr 2020 auf 58 Prozent im Herbst vergangenen Jahres.
Bei Diabetologen und Endokrinologen ließ sich sogar ein weiterer Positivtrend verzeichnen: Die Rate der Burnout-Erkrankten und Depressiven nahm in diesem Fachbereich im Zuge der Pandemie sogar ab und sank von 46 Prozent in 2019 auf 38 Prozent im Jahr 2020. Woran es liegt, dass der Großteil von ihnen sich gut fühlt, darüber lässt sich nur spekulieren. Vielleicht liegt es ja am Lifestyle? Immerhin gaben 78 Prozent an, zwei Mal oder öfter pro Woche Sport zu treiben, der Durchschnittswert bei allen Fachbereichen lag im Vergleich dazu bei 70 Prozent.
Auch beim Alkoholkonsum halten sich US-Endokrinologen zurück: 29 Prozent gaben an, gar keinen Alkohol zu trinken, 28 Prozent konsumieren weniger als einen Drink pro Woche, 13 Prozent kommen auf ein bis zwei Getränke pro Woche und nur je ein Zehntel gab an, wöchentlich 3–4 bzw. 5–6 Drinks zu sich zu nehmen. Was ihre Freizeit betrifft, nimmt fast die Hälfte der Fachärzte 3–4 Wochen im Jahr Urlaub, knapp ein Drittel kommt auf ein bis zwei Wochen, 10 Prozent sind sogar 5–6 Wochen jährlich im Urlaub. Und in Sachen Beziehungen sieht es bei den Hormonexperten in den USA auch ganz gut aus: 92 Prozent sind verheiratet oder leben in einer Partnerschaft und bewerten diese als gut (36 %) oder sogar sehr gut (50 %), im Durchschnitt trifft dies in den Fachbereichen insgesamt nur auf 85 Prozent zu.
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