Was viele schon vermutet haben, scheinen Studien inzwischen zu bestätigen: Im Lockdown legen wir zu.
Heute will die Bundesregierung über die weitere Lockdown-Strategie entscheiden. Wegen exponentiell steigender Infektionszahlen dürfte die Notbremse wohl kommen. Erst im Februar war entschieden worden, dass die Regeln, die bis zum 7. März gegolten haben, wieder in Kraft treten, wenn die Inzidenz an drei auffeinanderfolgenden Tagen bei über 100 liegt. Am Sonntag war die Sieben-Tage-Inzidenz von 100 bundesweit wieder überschritten worden.
Deutschland wird also wohl noch einige Zeit im Lockdown verbringen. Das wird sich vermutlich auch auf der Waage des Individuums zeigen, denn was viele schon vermutet haben, scheinen Studien inzwischen zu bestätigen: Lockdown macht dick.
Eine aktuelle Längsschnittanalyse aus den USA kommt auf eine durchschnittliche Gewichtszunahmen von rund 700 Gramm pro Monat. Die Daten dazu wurden im Rahmen der Health eHeart Study zwischen Februar und Juni 2020 gesammelt. Im März und April trat in den meisten US-Bundesstaaten ein strikter Lockdown in Kraft, während dem man so selten wie möglich die eigene Wohnung verlassen sollte.
In diesem Zeitraum analysierten Epidemiologen, wie sich der veränderte Lebensstil auf das Gewicht von 269 Freiwilligen auswirkte. Wie sich herausstellte nahmen die Teilnehmer während des strikten Lockdowns stetig alle 10 Tage durchschnittlich 0,27 kg zu – unabhängig davon, wo die Probanden wohnten oder welche Komobiditäten vorlagen.
Dass sich der Lockdown auf der Waage niederschlägt, hat auch das RKI schon festgestellt: „Körpergewicht und Body-Mass-Index (BMI) haben seit Einführung der Eindämmungsmaßnahmen zugenommen“, hieß es im Gesundheitsbericht vom letzten Dezember. Das mittlere Körpergewicht habe im Zeitraum April bis August 2019 bei 77,1 Kilo gelegen, im gleichen Zeitraum dieses Jahres bei 78,2 Kilo. Der mittlere BMI stieg laut Studie von 25,9 im April bis August 2019 auf 26,4 im Vergleichszeitraum 2020.
Die klinische Relevanz der Gewichtszunahme scheint erstmal gering zu sein. Doch sie zeigt, wie sehr sich die Eindämmungsmaßnahmen auf das Ernährungs- und Bewegungsverhalten auswirken. Die Autoren der US-Studie machen darauf aufmerksam, dass das Körpergewicht ein hilfreicher Indikator für körperliche Aktivität ist – einer Größe, die mit der Gesamtmortalität assoziiert ist.
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