Wissenschaftler haben das Verhalten von Ziegen und Schafen in puncto Problemlösung untersucht. Das Ergebnis zeigt, dass eine Art dabei die Nase vorn hat.
Eine Studie der Universität Halle-Wittenberg (MLU) und dem Forschungsinstitut für Nutztierbiologie (FBN) hat untersucht, wie gut es Schafen und Ziegen gelang, Hindernisse zu umlaufen, um zu ihrem Futter zu gelangen. Das Team wollte wissen, welche Spezies sich schneller auf neue Situationen einstellen kann.
Schafe und Ziegen haben viele Gemeinsamkeiten: Sie sind genetisch gesehen enge Verwandte, etwa gleich groß, haben ähnliche soziale Strukturen und werden beide vom Menschen als Nutztiere gehalten. Große Unterschiede gibt es aber bei der Nahrungssuche:
„Während Schafe eher Weidetiere sind, streifen Ziegen umher und bevorzugen Knospen und frische Triebe", sagt Dr. Camille Raoult, die Leiterin der Studie.„Die Fähigkeit, auf eine sich verändernde Umwelt zu reagieren, ist lebenswichtig, denn so können Tiere neue Nahrungsquellen erschließen", sagt Dr. Christian Nawroth vom FBN. Das Team wollte deshalb untersuchen, wie beide Tierarten auf neue räumliche Hindernisse reagieren.
Der Versuchsaufbau der Studie war dabei relativ einfach: Jeweils ein Tier wurde an das Ende eines kleinen Geheges geführt. Am anderen Ende befand sich eine Person, die Futter anbot. Dazwischen war ein Zaun mit einer Lücke – der direkte Weg war jeweils versperrt.
Die Forscherinnen und Forscher beobachteten das Verhalten der Tiere, also ob sie direkt in Richtung der Lücke liefen, und stoppten die Zeit, die sie brauchten, um zu ihrem Futter zu gelangen. Nach einigen Durchläufen wurde die Position der Lücke im Zaun verändert. Anschließend sollten die Tiere den Versuch wiederholen. Insgesamt absolvierten 21 Ziegen und 28 Schafe das Experiment.
Den Ziegen gelang es im ersten Durchlauf mit der neuen Lücke deutlich besser und auch schneller, das Hindernis zu umlaufen, obwohl die Schafe im Durchschnitt schneller ans Ziel gelangten.
„Ziegen können sich offensichtlich besser und genauer auf neue Situationen einstellen und die korrekte Richtung einschlagen, um das Hindernis zu umlaufen. Das spricht dafür, dass sie mental flexibler als Schafe sind", sagt Ko-Autorin Dr. Britta Osthaus zusammenfassend. Ein möglicher Grund für die Unterschiede könnten die unterschiedlichen Strategien bei der Nahrungssuche sein, so die Forscherin.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. (Originalpublikation)
Bildquelle: Judith Prins, unsplash.