Um HIV zu besiegen, bedarf es eines wirksamen Impfstoffs. Ein Vakzin-Kandidat machte Hoffnung. Jetzt gibt es finale Studiendaten: Das Ergebnis könnte leider kaum schlechter sein.
Es war bereits bekannt, dass die Studienergebnisse schlecht ausfallen würden, doch wenn sie schriftlich vorliegen, ist es dann doch immer noch etwas anderes. Die HIV-Impfstoff-Studie des HVTN 702 Study Teams schreibt jedenfalls die Erfolgsgeschichte der Corona-Impfungen nicht weiter, oder anders formuliert, sie setzt die bisherige Misserfolgsgeschichte der HIV-Impfungen nahtlos fort.
Untersucht wurde ein HIV-Vakzin auf Kanarienvogel-Pockenvirus-Protein-Basis, eine Kombination der Impfstoffe ALVAC-HIV und AIDSVAX B/E. In Thailand hatte das Vakzin zur Reduktion der Infektionen beigetragen. In einer Phase 1–2a-Studie in Südafrika, bei der das ALVAC-HIV Vakzin HVTN 702 im Hinblick auf den in Südafrika am häufigsten vorkommenden HIV-1 Subtyp C angepasst wurde, gab es zuvor eine potente humorale und zelluläre Immunantwort. Um die Effektivität und Sicherheit zu bestätigen, brauchte es aber weitere Daten mit deutlich mehr Probanden.
Die liefert die HVTN 702-Studie, auch als Uhambo-Studie bekannt. In Phase 2b–3 wurden 5.404 Erwachsene randomisiert zur Impfstoffgruppe (2.704 Teilnehmer) oder zur Placebogruppe (2.700 Teilnehmer). Im Monat 0 und im Monat 1 wurde ALVAC-HIV verabreicht, geliefert von Sanofi, gefolgt von vier Booster-Impfungen mit ALVAC-HIV plus einem GSK-Adjuvans, dem bivalenten Subtyp C gp120–MF59 Adjuvans, in den Monaten 3, 6, 12 und 18. Als primärer Endpunkt galt das Auftreten einer HIV-1-Infektion innerhalb eines Zeitraums von 24 Monaten ab Randomisierung.
Die im Vorfeld definierten Kriterien für eine Unwirksamkeit wurden bereits Januar 2020 erfüllt. Die entsprechende Interimsanalyse war damals bereits kommuniziert worden, und die Impfungen wurden abgebrochen. Das mittlere Alter der Studienteilnehmer betrug 24 Jahre, 70 % der Probanden waren weiblich. Die Inzidenz von Nebenwirkungen war in der Vakzin- und Placebogruppe ähnlich. Während des 24-monatigen Follow-ups wurden 138 Teilnehmer in der Vakzin-Gruppe mit HIV-1 diagnostiziert, in der Placebogruppe waren es 133 Personen [hazard ratio, 1.02; 95 % KI, 0.81 zu 1.30; P = 0.84].
Trotz vorhergehender Hinweise auf eine Immunogenität konnte der Impfstoff ALVAC–gp120 also nicht überzeugen. Wer eine HIV-Übertragung verhindern will, dem bleiben bis auf Weiteres auf Seiten des HIV-negativen Partners nur „Safer Sex“ und die Prä-Expositions-Prophylaxe, auf Seiten des infizierten Partners eine effektive antiretrovirale Kombinationstherapie.
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