Tierärzte werden häufig zu Geburten gerufen, die aufgrund unterschiedlicher Gründe nur schleppend oder gar nicht mehr fortschreiten. Die Geburtshilfe beinhaltet unterschiedliche Maßnahmen, wobei die Fetotomie häufig nur noch der letzte Ausweg ist.
Die Fohlensaison steht in den Startlöchern – und damit auch Schwergeburten und andere Geburtsprobleme, denen sich Tierärzte stellen müssen.
Eine Fetotomie sollte von allen Tierärzten beherrscht werden, die in der Betreuung von Zuchtstuten tätig sind. In Zeiten der modernen Medizin können durch die Schnittentbindung (Sectio caesarea) Fohlen entwickelt werden, die auf natürlichem Wege nicht geboren werden können. Aber nicht immer ist eine Sectio möglich oder gar von den Besitzern gewünscht. In diesen Fällen gilt es häufig die Stute zu schützen – und zwar auf Kosten des Fohlens durch eine Fetotomie.
Die Fetotomie wird beim Pferd meistens aufgrund einer manuell nicht rasch zu korrigierenden Haltungs- und Lageanomalie bei bereits totem Fohlen durchgeführt. Mögliche Indikationen sind:
Zu den absoluten Kontraindikationen für eine Fetotomie zählen:
Die Stute wird – wenn möglich – im Stehen im Untersuchungsstand gegen ein Niedergehen gesichert. Um Muskelkontraktionen des Uterus und der Vagina sowie die Bauchpresse und Wehentätigkeiten auszuschalten, kann eine kleine Epiduralanästhesie durchgeführt werden. Sofern die Stute es toleriert, sollte sie hinten etwa 20 cm höher positioniert werden, damit die Bauchorgane durch die Schwerkraft nach kranial gezogen und somit etwas mehr Platz im Uterus geschaffen wird. Parallel dazu empfiehlt es sich, ein Uterusrelaxans (z. B. Isoxsuprin) gegen die Wehen zu verabreichen.
Am Markt sind unterschiedliche Fetotome erhältlich, jedoch hat sich das durch Götze modifizierte Röhrenfetotom nach Thyesen bewährt. Zusätzlich muss für ausreichend Fruchtwasserersatz (10 bis 15 Liter), eine Uteruspumpe, einen Schlauch (z. B. Nasenschlundsonde), warmes Wasser und Desinfektionsmittel gesorgt werden.
Da beim Pferd im Allgemeinen maximal nur drei einzelne Schnitte notwendig sind, wird die Fetotomie als Teilfetotomie durchgeführt. Das Fetotom wird entsprechend der Art zusammengebaut und unter Handschutz vaginal und dann intrauterin eingeführt. Das gewünschte Körperteil wird dann gefasst und mittels Kette oder Haken fixiert. Anschließend ist die Drahtsäge über die Körperstelle zu führen und so am Fohlen anzulegen, dass kein Endometrium verletzt werden kann. Anschließend muss das Fetotom von einer Hilfsperson in Sägebewegung versetzt werden. Je nach Indikation sind Quer- sowie Längsschnitte vorzunehmen:
Um Endometritiden sowie Septikämien zu verhindern, muss der Uterus nach jeder Fetotomie über mehrere Tage hinweg mit 0,9 %iger NaCl-Lösung gespült werden. Parallel dazu wird für mindestens 5 Tage eine parenterale Breitbandantibiose und ein Antiphlogistikum sowie (bei Bedarf) eine Tetanusprophylaxe verabreicht.
Von intrauterinen Antibiotikagaben (z. B. in Form von Uteruskapseln aus der Rindermedizin) wird abgeraten, da einerseits keine ausreichend hohe lokale Konzentration erreicht wird, andererseits Schäden am Endometrium entstehen.
Der Text basiert auf dem Kapitel „Geburtshilfliche Maßnahmen“ aus der 2. Auflage des Lehrbuchs „Reproduktionsmedizin beim Pferd“, herausgegeben von Christine Aurich.
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