Italien ergreift drastische Maßnahmen: Alle Beschäftigten im Gesundheitswesen müssen sich gegen das Coronavirus impfen lassen. Wer sich weigert, dem droht ein Loch auf dem Konto.
Zu wenige Beschäftigte in Italiens Gesundheitssektor sind bisher geimpft. Jetzt machen Premier Mario Draghi und seine Minister die Impfung mit einem vom Kabinett beschlossenen Dekret zur Pflicht. Von der Regelung betroffen sind Mediziner und Krankenpfleger, aber auch Apotheker und Ärzte mit eigener Praxis. Wer sich der Impfung verweigert, riskiert im Laufe dieses Jahres eine Suspendierung ohne Lohn.
Das Gesundheitspersonal gehört in Italien zur ersten Gruppe, die gegen Corona geimpft wurde. Ein Teil des medizinischen Personals steht der Impfkampagne jedoch skeptisch gegenüber. 86 Prozent seien bisher mit einer Dosis gegen SARS-CoV-2 geimpft, 71 Prozent hätten die Zweitimpfung, wie das Handelsbatt berichtet. Etwa 35.000 Beschäftigte im Gesundheitswesen sollen nach Schätzungen der nationalen Gesundheitsagentur von Agenas noch keine Impfung bekommen haben.
Mit dem Beschluss reagiert die Regierung auf in den letzten Wochen gehäufte Meldungen über nicht geimpftes Pflegepersonal, dass das Coronavirus in Krankenhäuser und Altersheime getragen und für Ausbrüche gesorgt haben soll, wie Insider berichtet.
Womit müssen Angestellte, die sich nicht impfen lassen wollen, jetzt rechnen? Wer sich nicht impfen lässt, kann bis Abschluss der nationalen Impfkampagne (maximal bis zum 31. Dezember 2021) vom Dienst suspendiert werden. Ein Schlupfloch gibt es aber für die Impfverweigerer im Gesundheitspersonal: Es ist geplant, dass diese Ärzte, Apotheker und Pfleger – wenn möglich – an anderen Stellen ohne Publikumsverkehr z.B. im Büro eingesetzt werden. Besteht diese Ausweichmöglichkeit nicht, droht denjenigen der mehrmonatige Arbeits- und Lohnverlust. Der Druck auf das Gesundheitspersonal zur Impfung ist also enorm.
Ausnahmen von der Impfpflicht soll es nur unter speziellen Bedingungen geben. Sie können etwa in Fällen beantragt werden, in denen die Impfung nachweislich eine gesundheitliche Gefahr für die betreffende Person darstellen könnte.
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