Zum ersten Mal wurden unheilbar erkrankte Krebspatienten nach ihrem psychosozialen Behandlungsbedarf befragt. Die Ergebnisse legen die Notwendigkeit nach einer einheitlichen Begleitung dar.
Bei der Palliativmedizin steht nicht die Heilung im Vordergrund, sondern der Erhalt von Lebensqualität, Schmerzlinderung, die Behandlung anderer körperlicher Beschwerden und von Problemen psychosozialer Art.
Der Bedarf an unterstützender Behandlung zum frühesten Zeitpunkt nach Diagnosestellung von unheilbarem Krebs und während des Krankheitsverlaufs ist bisher kaum erforscht.
Ein Team des universitären Krebszentrum Leipzig hat nun 500 Patienten dazu befragt. Das Besondere: Die Betroffenen wurden ab dem Zeitpunkt der Diagnosestellung und vor Therapiebeginn begleitet.
Erstautor Prof. Florian Lordick resümiert: „Es besteht eine dringende Notwendigkeit für einen frühen Zugang zu unterstützender palliativmedizinischer Versorgung der Betroffenen in vielen Belangen, einschließlich psycho-sozialer Hilfe.“
„Die Erkrankten hatten ein sehr hohes Interesse an der Befragung, obwohl sie sich in einer sehr schwierigen Situation befanden [...]. Das hat uns gezeigt, dass ihnen dieses Thema sehr wichtig ist.“
Die Studie bezog Daten aus 20 verschiedenen Krebsbehandlungszentren ein: Die Patienten wurden zu Beginn, drei, sechs und zwölf Monate nach der Diagnose unheilbarer Erkrankungen von Lungen-, Magen-Darm-, Kopf und Hals- sowie gynäkologischem und Hautkrebs befragt.
Dabei waren die Not der Betroffenen, die Symptombelastung, die Lebensqualität und der unterstützende Pflegebedarf zentrale Themen.
Die Studie zeigt, wo der Bedarf der Betroffenen besonders hoch ist. Mehr als 30 % der Erkrankten berichteten von Angst und Depressivität kurz nach der Diagnose. Sehr stark geprägt waren die Beschwerden auch von Energiemangel, Ernährungs- und Verdauungsproblemen sowie Schmerzen.
Beim Vergleich von Patienten mit verschiedenen Krebserkrankungen zeigten diejenigen mit Magen-, Speiseröhren-, Leber- oder Kopf-Hals-Tumoren über den gesamten Beobachtungszeitraum die höchste Belastung.
Aus den Studienergebnissen lassen sich klare Folgerungen für die Praxis ableiten, sagt Lordick und erklärt: „An Krebszentren muss es kompetente palliativmedizinische Angebote sowohl stationärer als auch ambulanter Art geben. Diese umfassen auch spezialisierte Ernährungsberatung, Schmerzbehandlung sowie Physiotherapie und psycho-soziale Unterstützung.“
Die Ergebnisse unterstrichen die Notwendigkeit, ein flächendeckendes Symptom-Screening sowie frühpalliative medizinische Versorgung einzuführen, schlussfolgert der Experte.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Universität Leipzig. Die Originalpublikation haben wir euch im Text und hier verlinkt.
Bildquelle: Priscilla Du Preez, unsplash